Miami Vice: Florida Tour 2015

Der Winter in Deutschland dauert schon zu lange und ausserdem ist es kalt und dunkel. Was kann ich dagegen tun?

Wir wissen natürlich nicht, was ihr freundlicher Arzt oder Apotheker empfiehlt:

Wir empfehlen einen kleinen Roadtrip durch das sonnige Florida!


Der Weg

Bild: Florida Roundtrip
Start und Ziel der kleinen Runde war Atlanta, Georgia

Teil 1

Atlanta - Clearwater Beach

 

Good Morning Germany!

Frage: „Was willst du denn da, in Florida“?  Antwort: „Rum fahren und Rum trinken“! Zugegeben, das ist natürlich eine ziemlich platte Antwort auf eine so ernst gemeinte Frage. Aber sie hat immerhin einen Wahrheitsgehalt von exakt 50 %. Das muss mir so mancher Politiker erst mal nachmachen. Nein, keine Angst, ich werde mich auch auf dieser Reise nicht auf das schlüpfrige Politparkett begeben. Ich brauchte einfach irgendeinen Einstieg in mein kleines Abenteuer und diesmal sieht er halt so aus.

Aber zur Sache. Vor einigen Wochen ist es passiert. Jahrelang hatte ich kein Sterbenswörtchen mehr von den beiden Jungs gehört und auch keinen Gedanken an sie verschwendet. Doch dann, wie aus dem Nichts, standen sie plötzlich wieder vor mir. So als wäre nichts geschehen, lehnen sie lässig an ihrem schwarzen Ferrari und schauen mich an.

Ja, da sind sie wieder, die beiden, genau wie anno Tobak. Immer noch voll die coolen Typen. Ich weiß noch, wie sie mich damals in ihre fremde Welt entführt haben. Dort waren die Störche groß und rosa, die Autos heiß und die Frauen schön und geheimnisvoll. Genau, und ich war immer dabei, wenn „Sonny“ Crockett und "Rico" Tubbs die wildesten Abenteuer erlebt und die härtesten Gangster erlegt haben. Don Johnson, das war der coolste Typ der Welt und jeder von meinen Kumpels, ich natürlich auch, hätte wer weiß was dafür gegeben, so zu sein wie er. Nur zugegeben hätte das niemand von uns, (dafür hatte der einfach zu schräge Klamotten an). Aber jetzt, 30 Jahre danach, kann ich es ja sagen: „Ich wäre gerne wie Sonny Crockett gewesen“! OK, ist erledigt. Hört ja auch keiner.

Ich blicke auf das Bild in der Zeitung und denke an die alten Zeiten. Wir hatten noch unsere Stammdisco das „ Star Ship“, fuhren Motorrad und sind nach der Party direkt zur Arbeit gegangen. Na ja, zumindest manchmal. Aber ich schwelge schon wieder in der guten alten Zeit. Also, Schluss damit. Zurück in die Zukunft. Dieses Zeitungsbild aus alten Miami Vice Tagen hatte mich also auf eine Idee gebracht. Warum nicht mal wieder hinfliegen, in den „Sunshine State“ Florida? Und am besten, wenn es in Deutschland kalt und regnerisch ist. Klar das wäre was und außerdem hatte ich dieses Jahr auch noch gar keinen Urlaub. Ja, ich weiß, es ist erst Februar, aber trotzdem! Ich merke selber, dass meine Argumentationskette (Kette, welche Kette?) etwas schwach ist, aber ist der Flug erst mal gebucht, lebt es sich gleich viel entspannter.

 

Februar in Deutschland ist wie es ist: Kalt und Regen. In Florida ist es warm und es scheint die Sonne, also was soll´s, nach Fragen? Doch kurz vor meinem Abflug kamen sie dann, diese Schlagzeilen: „Wintereinbruch an der Ostküste der USA: Schnee und Eis bis hinunter nach Florida“! Was, wie bitte? Welches Florida? Doch wohl nicht das Florida, das ich gebucht habe? Ich breche fast zusammen. Mein ganzer Plan geht den Bach runter. Alles was ich mir vorgestellt hatte, ist soeben Schnee von gestern. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei hätte es doch so schön werden können.

 


Über den Wolken

Ach, was soll´s? Positiv denken! Aufhören mit dem Jammern und dann los. Mein Flug von Bremen nach Amsterdam ist nichts besonderes, wenn man einmal von meinem Sitznachbarn absieht. Zusammen mit seiner Familie kommt er in den Flieger und der Papa quetscht sich in den Sitz neben mir. Von diesem ganzen neumodischen Krams, wie z.B. den Sicherheitsgurten scheint er nicht viel zu halten. Er schnallt sich nicht an und unterhält lieber das halbe Flugzeug. Als die Stewardess dann mit einem kleinen Snack vorbeikommt, bedient er sich vorsichtshalber gleich selber und stopft seine Beute in die kleine K...-Tüte die in keinem Flieger fehlen darf. Die Stewardess ist anscheinend genauso perplex wie ich und steht nur mit offenem Mund da. Das haben wir beide wohl noch nie erlebt. Aber die KLM wird es bestimmt verschmerzen können und mein neuer Freund ist glücklich. Ja, ja, hier über den Wolken ist der Kunde anscheinend noch König.

 

Wir sind bereits im Landeanflug, da steht mein Sitznachbar auf und verschwindet. Ich glaube nicht, dass er nach draußen will, um eine zu rauchen. Da er aber nicht zurück kommt, ist er vielleicht dort, wo er gerade sitzt, stecken geblieben, oder noch schlimmer, ins Loch gezogen worden. Keine Ahnung. Jedenfalls landen wir in Amsterdam und während wir noch zum Gate rollen, kommt der Held freudestrahlend zu seinem Platz zurück. Ja richtig, genau dann, wenn man als Passagier eindringlich darauf hingewiesen wird, unbedingt angeschnallt sitzen zu bleiben, bis die Anschnallzeichen erloschen sind. Aber das gilt wohl nur für ganz normale Passagiere. Mein neuer Freund ist da total flexibel. Von den, sonst immer allgegenwärtigen,   Stewardessen ist weit und breit nicht zu sehen.

 

Weiter geht es von Amsterdam nach Atlanta/Georgia. Ich sitze diesmal neben einem jungen Mann, der seine Familie in den Staaten besuchen will. Über den Wolken scheint, wie eigentlich immer, die Sonne. Aber nach unten hin, sehe ich nur eine dicke Wolkendecke. Dann passiert es: Die Wolken reißen auf und bieten mir einen grandiosen Blick auf das verschneite Iceland (Island). Grandios ist in diesem Zusammenhang auch meine Idee, den Fotoapparat irgendwo in den Koffer zu legen, weil ich ihn unterwegs ja eh nicht brauche. Wolkenbilder habe ich mittlerweile schon genug. John, mein aktueller Sitznachbar, hat seine Kamera dabei und fotografiert wie ein Verrückter. In schwarz weiß, wie er mir ganz stolz erzählt. Das leuchtet mir ein. Warum sollte man Schnee und Eis auch in Farbe fotografieren?

 

Endlich da

Zum ersten Mal in meinem Leben darf ich mich bei der Einreise in die Schlange stellen, die sonst nur den US-Bürgern vorbehalten ist. Das hängt mit dem ESTA-Verfahren über das Internet und den neuen Automaten zusammen, die jetzt überall an den Flughäfen aufgestellt werden. Der Automat nimmt meine Fingerabdrücke und macht ein Foto von mir. Das musste sonst immer der Immigration-Officer machen. Leider ist dadurch diese Schlange wesentlich länger als die anderen. Aber man kann eben nicht alles haben. Da ich nicht schmuggeln will und auch sonst keine bösen Absichten habe, darf ich einreisen. Allerdings habe ich diesmal einen richtig harten Officer, der mich vorher einem regelrechtem „Verhör“ unterzieht. Das kannte ich in dieser Form auch noch nicht. Eventuell hätte ich mich doch noch vor der Reise rasieren sollen, dann hätte ich wohl nicht so gefährlich ausgesehen.

Meinen, bereits in Deutschland gebuchten, Leihwagen bekomme ich problemlos. Die nette Angestellte bietet mir einen tollen Wagen an. Er war bis vor kurzem noch als eine Art Dienstwagen unterwegs, aber der Besitzer (eine älterer Herr), braucht ihn erst wieder am Ende des Jahres. Mir soll es recht sein und so fahre ich zu dem ebenfalls bereits gebuchten Hotel. Im Hotel angekommen, denke ich, ich bin im Film. Es ist ja Saturday Night und die Leute sehen hier auch so aus. Hüte, Anzüge, diese bunten Schuhe. Wie in den alten Gangsterfilmen. Das hat schon was. Von meinem Zimmer habe ich einen herrlichen Blick über die riesige Lobby samt Restaurant. Allerdings nur durch den Türspion. Aber immerhin. Was mich etwas irritiert, ist die ziemlich laute Musik die aus der Lobby hoch schallt. Die ganze Nacht. Aber das hat wenigstens den Vorteil, das ich die Flugzeuge nicht höre. Ist ja schließlich ein Ailton-Airport Hotel. Oder so ähnlich, ich kann mir diese Namen immer so schlecht merken. Aber das ist nun auch nicht mehr so wichtig. Ich will nur unter die Dusche und ins Bett.

Welcome to the United States of America.

 

Wake me up

Wie immer, wache ich wegen der Zeitumstellung schon mitten in der Nacht wieder auf. Frühstück gibt es ab 6.00 Uhr, was in Deutschland ja bereits Mittag ist. Also habe ich auch keine Hemmungen mir den Teller mit Speck, Eiern, Würstchen und was weiß ich noch allem voll zu laden. Nach den Erdbeeren mit Sahne, bleibt dann beim besten Willen kein Platz mehr für die von mir so heiß geliebten Waffeln. Anfängerfehler! Der Koch schaut mich bedauernd an, als ich sein Angebot ablehne. Ich checke aus und mache mich auf den Weg, in das hoffentlich sonnige Florida. Meinen Plan, noch eine Runde durch Georgia und Alabama und zu fahren, lege ich wegen dem Wetter zu den Akten. Es ist mir zu kalt.

 

See you in Florida

Hans-Dieter Wuttke (HDW)


Der Dienstwagen des Herrn mit dem roten Mantel