Good Morning Germany!
Ach komm Alter, da brauchen wir uns doch nichts vormachen. Klar, macht es Spaß, auf irgendeinem HIghway durch die Gegend zu cruisen, aber so richtig, ich meine so ganz richtig geil, ist es doch immer nur auf der alten Route 66. Na gut, es gibt natürlich auch andere coole Straßen, aber ich entdecke doch immer wieder noch mal was neues. Und wenn ich irgendwo hin komme wo ich schon mal war, ist es auch nicht schlimm. Dann denke ich eben daran zurück, als ich das letzte Mal hier war und freue mich. Hört sich etwas verrückt an? Ach, macht doch nichts. Hauptsache mir macht es Spaß.
Get your Kicks ...
Kansas City ist längst Geschichte und ich übernachte in Oklahoma City. Ich wollte ganz schlau sein und habe außerhalb der Stadt schon nach einem Hotel gesucht. Leider war der Preis hier fast doppel so hoch, wie in der Stadt. Es ist doch immer wieder verschieden. Aber Hauptsache gut geschlafen. Von Oklahoma geht es rüber nach Texas. Mein nächstes Ziel heißt Amarillo. Dort gibt es die weltberühmte Cadillac-Ranch. Dieses Mal begnüge ich mich allerdings mit einem Blick vom Highway. Fabdosen habe ich keine mit und die Bilder habe ich bereits beim letzten Besuch geschossen.
Der Hühnerstall
Ja, und dann habe ich Herrn Nunes kennen gelernt. Oder sollte ich sagen Mister Nunes, oder noch besser: Officer Nunes aus Texas. Officer Nunes hat mir etwas vorraus. Er hat einen tollen Dienstwagen und bekommt die Zeit auf dem Highway auch noch bezahlt. Das Benzin natürlich auch. Aber der Reihe nach. Ich fahre so schön mit 78 Meilen, also 3 Meilen über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit über die Interstate, als vor mir ein schwarz weißer Dodge Charger den Mittelstreifen überfährt und sich auf meine Fahrspur setzt. Das ist ungfähr so, als wenn der Fuchs in den Hühnerstall kommt. Alle schrecken beiseite und verstecken sich zwischen den Trucks. Auch die Trucks verstecken sich zwischen den Trucks. Wie das geht? Keine Ahnung, sie machen es einfach. Ich habe jedoch ein reines Gewissen und kann auch nirgendwo mehr hin, weil alle langsamer werden und kein Platz mehr zwischen den ganzen Autos und Trucks ist. Ja, und plötzlich sind nur noch der Polizeiwagen und ich auf der linken Spur.
Ein neuer Freund
Dann geht die Lichtorgel an. Einer der Trucker bekommt sofort ein schlechtes Gewissen und fährt auf den Pannenstreifen. Ach, denke ich, da hat die Polizei mal wieder einen der armen Truck Driver am Ar...! Der Truck bleibt zurück, die Lichtorgel bleibt an und mir schwant nichts gutes. Sollte ich etwa gemeint sein? Unmöglich! Oder doch nicht? Unmöglich haben beim Brexit und bei der Wahl von Mister T. auch viele gesagt, und dann? Ich fahre ebenfalls auf den Pannensreifen und versuche meine Atmung zu kontrollieren. Die Sonnenbrille absetzen, die Hände auf dem Lenkrad lassen und jetzt besser keine Fotos schießen. Wo wir schon beim Schießen sind. Im rechten Aussenspiegel schleicht sich, etwas gebückt, mit einer Hand an der Diestwaffe, mein neuer Freund heran. Er versucht in das innere des weißen Büffels zu sehen, aber die Scheiben sind verdunkelt. Tauschen möchte ich nicht mit ihm. Irgendwie blöde, das ganze.
Not a big deal
Das Fenster an der rechten Seite habe ich herunter gefahren und mein neuer Kumpel blickt neugierig herein. Ob ich weiß, warum er mich angehalten hat, möchte er wissen? Klar, weiß ich das, weil ich mich nicht schnell genug versteckt habe und so ein weißer Büffel ja auch kein Smart ist. Aber das denke ich nur. Das Reden übernimmt von nun an mein Kumpel Nunes: "It's not a big deal!" fängt er an, aber er möchte meine Papiere sehen. Ich sage vorher in welche Tasche ich greifen möchte und er nickt. Alles klar. Dann kommt die Ansage: "Ich bin 3 Meilen zu schnell gefahren (ja echt, 3 Meilen, das ist so gut wie nichts) und ich wäre etwas dicht an den Trucks dran gewesen." Aha, was soll das jetzt bedeuten?
Der deutsche Schäferhund
Ja Mann, wo sollte ich denn wohl hin, wenn sich auf einmal alle zusammen quetschen, weil ein Police Officer die ganzen Hühner verschreckt? Aber auch das sage ich nicht. "Ausserdem gibt es hier plötzlich auftretende starke Winde und dann wird es gefährlich"! Gut, soweit habe ich alles verstanden. Dann bittet er mich, ihn in seinen Dodge Charger zu begleiten. Nur zur Sicherheit, falls er noch Fragen zu meinen Daten hat. Diese Bitte kann ich natürlich schlecht ablehnen und außerdem kann ich es kaum erwarten in einem echten Dienstwagen der Highway Patrol zu sitzen. Officer Nunes ist ein freundlicher Mensch. Ich bekomme eine Warnung, keine Strafe! Ich bin erleichtert und er hat anscheinend Lust sich etwas mit mir zu unterhalten. Natürlich kommen wir auch auf Mercedes zu sprechen und er will wissen, ob ich in Deutschland einen fahre. Klar, Officer. Ich glaube, das bringt mir einen Pluspunkt ein. Ja, und dann fragt es mich, ob ich eine Idee hätte, wie er am besten an einen deutschen Schäferhund kommen könnte. Es ist echt schwierig, so einen in Amerika zu kriegen. Zuerst bekomme ich den Sprung vom Auto zum Hund nicht hin, aber dann klingelt es bei mir. Leider kann ich in dem Fall nicht helfen, einen Schäferhundzüchter habe ich nicht an der Hand. Tja, dann ist wohl alles gesagt und wir schütteln uns die Hände, wie Männer das in Texas eben so machen, wenn sie sich in diesem Leben wahrscheinlich nicht wiedersehen werden.
Nice to meet you Officer
Hans-Dieter Wuttke (HDW)
www.hdw-usa.de