Hawaai Five-0

oder                                                                                                                                                wie ich durch die Wüste nach Hawaii fuhr

Der Weg

Um was geht's?

Wie schon das eine oder andere Mal angedeutet, habe ich mal leichtsinnigerweise folgendes gesagt: Ich möchte meinen 50. Geburtstag auf Hawaii feiern und bis dahin alle 50 Bundesstaaten der USA besucht haben. Im Jahre 2014 war es dann soweit, mein Geburtstag stand vor der Tür und 49 Staaten hatte ich schon "im Sack".

Das einzige war mir jetzt noch fehlte, war die kleine Inselgruppe im Pazifischen Ozean: Hawaii! Weil ich aber nicht direkt von Deutschland dorthin fliegen wollte, habe ich eine kurze Zwischenstation in Kalifornien gemacht. Und weil ich schon mal da war, habe ich die Gunst der Stunde genutzt und einen klasse Wüstentrip (natürlich nicht nur durch die Wüste) gemacht. Das war sozusagen die Vorbereitung auf meine Hawaii Tour.   

Beim Autovermieter hatte ich dann das große Glück, dass noch ein schwarzer Camaro im Angebot war. Ich kann nur sagen: Achtung Wild!

Hawaii Five-0  

Day 1

Good Morning Germany!

Ich glaube, dieses Mal bin ich lieber etwas vorsichtiger und denke mir keine Geschichte als Einleitung aus. Bei meinem letzten Trip nach Alaska, haben viele Leser tatsächlich geglaubt, dass ich die kanadische Flagge nicht von der US-amerikanischen unterscheiden kann und so versehentlich nicht nach Alaska/USA sondern nach Calgary/Kanada geflogen bin. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei all denen bedanken, die mir im Nachhinein gesagt haben: „Na, ja, erst habe ich ja auch geglaubt, dass du dich verflogen hast.  Aber dann habe ich gedacht, so blöd kann nicht mal der HDW sein!“ Also, vielen Dank noch mal für die positive Einschätzung meiner geistigen Fähigkeiten. Aber so sind wir Deutschen anscheinend, wenn irgendwo etwas schwarz auf weiß steht, dann muss es wohl auch stimmen. Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal schreiben: Achtung, bitte nicht ernst nehmen, jetzt kommt ein Joke! Nein, nein, jetzt aber Spaß beiseite, Schluss mit den „ollen Kamellen“. Augen nach vorne und ab nach Hawaii!

 

Ja und wie es der Zufall will, bin ich aktuell 49 Jahre alt und habe bisher 49 amerikanischen Bundesstaaten die Ehre erwiesen. Ich bin sozusagen ein waschechter „Forty niner“! Genau, und ganz zufällig habe ich für dieses Jahr ein paar Flüge gebucht von denen mich einer, wenn alles klappt, nach Hawaii bringen soll. Soweit der Plan.

Frankfurt Airport

Sir, excuse me. Sir, Siir, Siiiiir!!! Nein, ich werde nicht anhalten und mich auch ganz bestimmt nicht umdrehen. Ich kenne diese Frau nicht, die da hinter mir herruft und ich will sie auch nicht kennen lernen. Leider bleiben aber die Reisenden vor mir neugierig stehen und blockieren den Weg ins Flugzeug. Natürlich wollen sie wissen, was der kleine Aufstand hier beim Einsteigen in den Flieger nach San Francisco soll? Zwangsläufig drehe ich mich also auch um und da steht sie bereits vor mir. Die Dame ist eine Angestellte von United Airlines und schaut mich mit durchdringendem Blick an. Gerade habe ich mein Ticket auf den Scanner gehalten und die kleine Schranke in Richtung Flieger passiert. Das Licht schaltete zwar auf grün aber irgendwas scheint nicht in Ordnung zu sein. Die Dame, die mich irgendwie an die frühere, eiserne Lady in England erinnert, nimmt mir, bevor ich überhaupt reagieren kann, meinen Reisepass und mein Ticket ab. Sie gebietet mir, mich nicht von der Stelle zu rühren. Ich bin etwas perplex und wüsste auch gar nicht, wo ich jetzt, so ganz ohne Papiere, hin sollte. Spontan denke ich an den Tom Hanks im Film „Terminal“. Der Arme lebte wochenlang ohne gültige Papiere auf einem amerikanischen Flughafen. Zum Glück bin ich noch in Frankfurt. Die umstehenden Reisenden blicken mich abschätzend an. Dann ist ihnen ihr Platz im Flieger doch wichtiger als mein Schicksal und sie verschwinden in Richtung der Boeing 747.

 

Wait and See

Ich warte. Jetzt stehen drei Angestellte um einen Computer herum und ich kann hören, dass mein Name mehrfach fällt. Das ist schon ein komisches Gefühl, kann ich nur sagen. Da ich (manchmal) ein positiv denkender Mensch bin, stelle ich mir vor, das der Flieger überbucht ist und ich jetzt einen Platz in der ersten Klasse bekommen soll. Nachdem auch der letzte Passagier im Bauch des riesigen Fliegers verschwunden ist, kommt die „Eiserne Lady“ wieder auf mich zu. Ich wage kaum zu atmen, sollte meine Reise schon zu Ende sein, bevor sie richtig begonnen hat? Die Dame lächelt mich an und ich werte es als ein gutes Zeichen. „Kein Problem, nur Schwierigkeiten mit dem Einscannen von ihrem Pass“, ruft sie mir zu und händigt mir meine Unterlagen wieder aus. Passprobleme sind das letzte was ich bei der Einreise in die USA gebrauchen kann. Im Zweifelsfall lassen die einen erst gar nicht rein, sondern setzten mich in die nächste Maschine wieder nach Hause. Aber die Dame lässt sich, auch nach mehrmaligen Nachfragen von mir, keine weiteren Details entlocken. So bin ich dann der letzte Gast, der an Bord geht. Ach ja, mit der ersten Klasse ist es natürlich nichts geworden. Aber egal, Hauptsache ich fliege mit.

 

Welcome on Board

Mein Platz im Flieger ist noch frei und ich sehe auf den ersten Blick, dass ich zu Hause beim Einchecken im Internet, alles richtig gemacht habe. Ich habe einen Platz am Notausgang und somit Beinfreiheit ohne Ende. Jedenfalls für mein linkes Bein. Das rechte ist dafür ziemlich eingeklemmt, aber ich will mich mal nicht beschweren. Ach ja, und das Fenster auf das ich mich so gefreut habe ist nicht vorhanden. Das hängt anscheinend auch mit dem Notausgang zusammen. Egal, mir gegenüber sitzt eine Stewardess auf einem Klappsitz. Obwohl wir gleich los wollen, rennt noch der eine oder andere Passagier durch die Gegend. Die Flugbegleiterin kennt das natürlich schon, ist aber nicht zu begeistert. Als ein junger Typ mit Racerjacke vorbei kommt, zeigt sie auf den Boden und sagt: Vorsicht, nicht so schnell: Speed Bumper! Natürlich gibt es hier im Flugzeug keine Bodenschwellen gegen zu schnelles Fahren und die Stewardess lacht. Der junge Mann schaut erst  nach unten und dann zur Stewardess, er ist total irritiert.

 

Jetzt kann es aber los gehen. Ich freue mich schon auf mein persönliches Entertainmentprogramm. Also meinen eigenen Bildschirm mit Filmen, Serien und Spielen bis zum Abwinken. Alles auf Abruf und frei wählbar. Leider kann ich den Monitor nirgends finden und als ich mich suchend umblicke, entdecke ich an der Flugzeugdecke einige Bildschirme. Soll das ein Scherz sein? Ich dachte, dass dieses „Ein Film für alle“ auf interkontinental Flügen längst Geschichte ist. Anscheinend aber nicht. Wieder was dazu gelernt. Positiv bemerkt, möchte ich noch erwähnen, dass der erste Film ein Lego-Movie ist. Ich glaube nicht einmal meine kleinen Neffen wären begeistert. Wer denkt sich wohl so etwas aus? Ich habe keine Ahnung.

If you going to San Francisco

Die Landung in San Francisco nach knapp 12 Stunden Flug ist professionell und die Einreise ist ebenfalls problemlos. Keine Passprobleme! Das hätte mir auch noch gefehlt. Ab geht es zum Mietwagenverleiher. Ich bin zwar Mercedes-Fan, aber in den USA sind unsere Autos eben  Luxusklasse. Auch beim Mietpreis. Deshalb habe ich mich für einen biederen Ford Mustang Cabrio entschieden, den ich ebenfalls von zuhause gebucht habe. Bevor ich weiter nach Hawaii fliege, will ich nämlich noch einen kleinen Road Trip unternehmen und dafür möchte ich natürlich gerne einen  amerikanischen Wagen haben. Die Vermieter schreiben immer, dass man keinen Anspruch auf einen bestimmten Wagen hat, sondern ggf. auch mit einem vergleichbaren Modell der jeweiligen Klasse vorlieb nehmen muss. Und was sagte meine Frau noch vor meiner Abreise: „ Der Mustang ist bestimmt nicht da und dann wollen sie dir für viel Geld einen anderen Wagen vermieten“. So ein Quatsch.

 

Haben Ehefrauen immer Recht?

Aber wie das im Leben so ist, hatte meine Frau selbstverständlich Recht. Kein Pferd (Mustang) im Stall, dafür ein Chrysler 200. Zwar als Cabrio, aber leider nicht mein Fall. Dann, ebenfalls wie vorhergesagt, das Angebot: Gegen einen „relativ“ geringen Aufpreis, hat die Dame vom Autovermieter noch ein echtes Schmuckstück im Angebot: Ein "Kammärro" sagt sie, wäre noch zu haben. Ich weiß zwar erst nicht so genau was das für ein Auto sein soll, aber man muss im Leben auch mal was riskieren. Und außerdem habe ich ja bald Geburtstag, warum soll ich also nicht langsam anfangen und mir ein paar kleine Geschenke kaufen?

Wenn man nach so einem langen Flug endlich aus dem Flieger raus ist, seine Koffer hat und den Mietwagen übernimmt, hat man normalerweise nur noch ein Ziel: Dahin wo warmes Wasser aus einer Brause kommt und man sich in Ruhe drunter stellen kann. Mir geht es nicht anders. Mein Ziel heißt San Jose, die Millionenstadt mitten im Silicon Valley. Sie liegt eine knappe Autostunde südlich von San Francisco und hier sind sie (fast) alle zuhause, die großen und kleinen Firmen, die irgendwas mit Computern zu tun haben. Also nichts wie hin. Meine Koffer sind verstaut und ich drehe den Schlüssel des "Kammärro" rum. Keine Frage, da sitzen 8 Mann am Tisch, wie mein Kumpel Frank immer sagt, wenn er von der Zylinderzahl im Motor spricht. Ein echter V8 also! Ich muss nur noch eine letzte Schranke passieren und meine Papiere vorzeigen, dann geht es ab in Richtung Highway.

 

Das Auto spricht mit mir

Das Gute an so einem neuen Auto ist die Tatsache, dass es mit dem Fahrer kommunizieren kann. Allerdings ist es meistens nichts Gutes, wenn sich das Auto meldet. Kaum bin ich unterwegs, bekomme ich auch schon eine nette Meldung ins Display. Ich soll unbedingt sofort einen Ölwechsel durchführen lassen. Klar, das hatte ich sowieso gerade vor. Mensch, da hole ich einen Mietwagen ab und nach 300 Metern ist der Ölwechsel fällig. Ich sehe meine Dusche schon in weite Ferne rücken und drehe wieder um. Nach kurzer Diskussion kommt ein Mechaniker und quittiert die Meldung. „Da haben die Kollegen wohl vergessen die Meldung zu löschen“, ist sein lapidarer Kommentar.

Zweiter Versuch: Es läuft, keine weiteren SMS im Display. Ich fahre die Interstate 280 in Richtung Süden und dann bin ich bei Georg und Frieda. Georg ist mein Onkel und hat mir vor ein paar Jahren schon mal seinen Mercedes-Benz 190 D 2.2 für einen Road Trip geliehen. Den Wagen haben wir 1984 in Bremen gebaut und somit ist er seit 30 Jahren im Besitz meines Onkels. Allerdings stellt Frieda diese stolze Zahl ganz locker in den Schatten. Sie hat mal zu mir gesagt: „HD, meinen ersten Mercedes habe ich 1968 gekauft, und das kannst Du auch ruhig schreiben“. OK Frieda, habe ich hiermit gerne getan. Unnötig zu erwähnen, dass Frieda dem Stern immer noch treu ist. Ich finde das einfach klasse.

San Francisco

Der "Kammärro" entpuppt sich als ein Chevrolet Camaro Super Sport. Na wenn das nichts ist...

Der wilde Camaro und die Golden Gate Bridge in San Francisco.