ROUTE 66 oder NIX

Bild: Red Lady, Mercedes-Benz 300C, San Diego California, Coronado Island
Eine neue Red Lady, aber nur für einen kleinen Ausritt in San Diego/Coronado Island. Ach, da ist ja ein kleiner Akku dran...

Route 66 oder NIX
2015

Reisegeschichten von

HDW


Teil 2 San Diego

Good Morning Germany!

Irgendwann ist es auch mal genug mit Autos. Zwei Tage LA und ich möchte auch mal wieder auf einer Straße fahren, auf der nicht ein paar tausend andere Wagen unterwegs sind. Also bin ich runter nach San Diego. Das ist die letzte, große amerikanische Stadt vor der Grenze nach Mexico. San Diego liegt direkt am Meer und nachdem ich das letzte Mal vor über zwanzig Jahren hier war, will ich mich mal etwas umsehen. Ein Hotel hatte ich schon gebucht und tatsächlich finde ich es auch (Navi sei Dank).

Coronado Island

Der Tag ist jung, die Sonne scheint und ich bin etwas irritiert. Denn Heute ist nicht irgendein Tag, sondern der, an dem ich mein erstes NFL Footballspiel in Amerika ansehen will. Ich habe eine Karte für das Monday Night Game heute Abend in San Diego. Aber weil ich bis dahin noch Zeit habe, fahre ich erst mal über die riesige Brücke nach Coronado. Und irritiert bin ich deshalb, weil der Wetterbericht für heute Regen vorher sagt. Hä? Aber der Reihe nach. Von meinem Hotel ist es nicht zu weit und ich genieße die tolle Aussicht von der Brücke. Dann bin ich schon da und bin freudig überrascht. Gleich am Wasser ist ein Park und ich kann mein Auto ohne irgendwelche Gebühren abstellen. Ich liebe das.

 

Bild: Coronado Island
Coronado: Ein Spaziergang am Wasser mit Blick auf San Diego

Warum ich keine Hausfrau werden wollte

Ich spaziere am Wasser entlang und mir fällt etwas auf. Es sind anscheinend nur Frauen hier unterwegs. Ach ja, es ist doch Montag Morgen und die Männer sind wohl arbeiten. Ist auch besser, als hier so blöde spazieren zu gehen. Nein ehrlich, gerade kommt mir eine Dame im flotten Tempo entgegen. Sie joggt hinter ihrem Kinderwagen her und ein großer Hund läuft an der Leine mit. Plötzlich ruckt der Hund, der Kinderwagen schlingert und das Baby fängt an zu schreien. Mutti geht voll in die Eisen und hält kurz vor mir an. Der große Hund muss wohl mal. Direkt auf dem Rasen vor einem schicken großen Hotel. Das Baby schreit weiter und die armen Luxusrentner auf der Hotelterasse sind dankbar für ein wenig Entertainment. Klasse. Die Lady kommt ein bisschen ins rotieren und die Zuschauer genießen die Vorstellung. Ich überlege kurz zu helfen, aber nachher habe ich noch das kleine Kind an der Brust, oder noch besser, ich darf Hinterlassenschaft des Hundes entsorgen. No, thanks. Da sperre ich doch lieber ganz selbstlos den Weg ab, damit die Dame alles in Ruhe aufräumen kann und dann wieder losjoggt um ihre verlorene Zeit aufzuholen. Wow, und genau darum bin ich froh, dass ich keine Hausfrau geworden bin. Das hätte ich so auf keinen Fall geschafft.


Bild: Flagship Ferry to San Diego
Die Fähre nach San Diego. Ich fahre einfach mal mit

Don't pay the Ferryman

Ich mag diese spontanen Sachen. Gerade kommt die Fähre an und ich steige zu. Eben war ich noch in San Diego und jetzt fahre ich wieder zurück. Aber kein Problem. Es ist eine richtig schöne Cruise. Weil es noch so früh am Morgen ist, sind nur ein paar Menschen an Bord und ich kann es mir gemütlich machen. Die Fahrt dauert wohl so zwanzig Minuten und dann bin ich direkt am Blickfang im Hafen von San Diego. Der Flugzeugträger USS Midway. Das riesige Schiff ist jetzt Museum und natürlich Fotomotiv. Ich schlendere herum und lasse mir die Sonne auf die Mütze scheinen. Irgendwann nehme ich die nächste Fähre wieder zurück nach Coronado. Ich habe ja noch großes vor, heute Abend.

Monday Night Football

Ich komme aus der Dusche und alles ist nass. Nein, nicht in meinem Zimmer, sondern draußen. Es hat doch tatsächlich angefangen zu regnen. So viel zur Vorhersage von heute Morgen. Sie hat gestimmt. Der Fahrradverleiher von Coronado, ja, ich bin nicht nur spazieren gegangen, hat mir geraten, mit dem Zug zum Stadion zu fahren, da es mit dem Auto schwer ist, wieder weg zu kommen. Also fahre ich mit dem Zug und es hört auch wieder auf zu regnen. Sehr gut. Heute spielen die San Diego Chargers gegen die Chicago Bears. Anscheinend ist halb Chicago angereist, denn an jeder Haltestelle steigen Fans aus dem Norden ein und werden von den Anwesenden lautstark begrüsst. ich habe einen guten Platz und genieße das Spiel und vor allem die Atmosphäre. Hier gibt es keine durchgeknallten, gewaltbereiten Irren. Die Leute feiern schon auf dem Parkplatz vor dem Stadion. Überall sind große Pavillons aufgebaut und es wird gegrillt bis der Arzt kommt. Das ist echt klasse.

Nicht alles Gold was glänzt

Ich genieße das Spiel und alles drumherum aber ich muss auch mal sagen, was mir an der ganzen Sportshow nicht gefällt. Das ganze System ist, meiner Meinung nach, längst aus dem Ruder gelaufen. Wenn ich hier im Stadion für ein Wasser (es ist immerhin eiskalt, obwohl es mittlerweile schon richtig frisch geworden ist) ganze 5$ und für ein Bier 9$ auf den Tresen legen soll, ist das in meinen Augen schon unverschämt. Essen geht bei weit über 10$ los. Und wir reden hier von Snacks. Aber das ist ja bei uns in den Bundesliega-Stadien nicht viel anders. Wie soll ein normal verdienender Papa  das stemmen, wenn er mal mit seinen Jungs ins Stadion will? Da freue ich mich doch schon auf die neue Footballsaison mit den Ritterhude Badgers. Tolle Spiele, viel Herzblut und jede Menge Action. Und eben keine Abzocke. So, das musste mal gesagt werden. Jetzt kann ich auch zufrieden ins Bett gehen. Ich wollte unbedingt mal so ein Spiel live erleben und das habe ich jetzt getan. Unterm Strich bin ich aber total zufrieden. Die ganze Show hat schon was und ich bin froh, das ich so ein Event mal mitgemacht habe. Na, geht doch...

 

Gute Nacht John-Boy

Hans-Dieter Wuttke (HDW)