Hawaii Five-0 (Day 9)

oder                                                                                                                                               wie ich durch die Wüste nach Hawaii fuhr

Bild: Route 66, HDW, Las Vegas, Ceasars Palace

Day 9
Hawaii Five-0

Las Vegas - San José

 

 

 

 

Good Morning Germany!

 

Sicherlich kennt jeder das Gefühl, wenn man etwas ganz Tolles hat und man weiß, es ist bald vorbei. So geht es mir gerade. Wie der HSV seine Stadionuhr hat, die die Bundesligazeit zählt, so habe ich jetzt meine Uhr neben mir stehen, die mir die verbleibende Zeit in dieser Wahnsinns-Suite im Caesars Palace anzeigt. Um 11.00 Uhr ist für mich hier Schluss. Also setze ich mich an einen schönen Fensterplatz und schreibe. Währenddessen läuft mein heißes Schaumbad im Whirlpool ein. Dass lasse ich mir nicht entgehen. Weil ich beim Schreiben auch mal zwischendurch Bewegung brauche, stehe ich auf und jogge zur Tür. Das sind genau 15 Meter. Jetzt will ich es wissen und messe auch die Breite: 10 Meter. Na ja, das geht ja gerade noch. Unser Haus ist kleiner.

 

Bild: Route 66, HDW, Las Vegas, Ceasars Palace
Bild: Route 66, HDW, Las Vegas, Ceasars Palace

Dann ist alles getan. Mail verschickt, in der Wanne rumgeblubbert und die Uhrzeiger nähern sich der 11. Ich habe die Möglichkeit online, oder auch einfach telefonisch auszuchecken. Ich mache es online. Die Hotelverantwortlichen bedauern sehr, dass sich unsere Wege jetzt trennen, wie sie mir per Mail mitteilen. Was denken die denn, wie es mir jetzt geht? Dann schließt sich die Tür hinter mir und es ist aus. Die Schlüssel habe ich zusammen mit einem Trinkgeld drinnen liegen gelassen. Ich ziehe meine Koffer hinter mir her und gehe durch das Casino. Hier muss man natürlich immer durch, man soll ja noch die Automaten füttern und das wird hier auch gemacht. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden jeden Tag. Wer meint, dass da vormittags noch nichts los ist, der täuscht sich aber gewaltig. Hier ist immer was los. Und es gibt Casinos ohne Ende.

 

Bild: Route 66, HDW, Las Vegas, Harrahs Casino

Bye, bye

Eigentlich wollte ich noch einen Abstecher nach LA machen und einen Mercedes-Kollegen in unserem VPC (Vehicle Preparation Center) besuchen. Hier werden unsere Exportwagen, nach der Schiffsreise noch mal überprüft, bevor sie zu den Dealern gehen. Vor 20 Jahren habe ich hier mal für drei Wochen gearbeitet. Aber leider passt das nicht mehr in meinen Zeitrahmen und ich muss dem Kollegen, schweren Herzens, absagen. Vielleicht ein anderes Mal.

 

 

Bild: HDW, Las Vegas, Breakfast

Erst mal das Auto finden

Wer jetzt gedacht hat: „Endlich schreibt er mal nichts über Frühstücken“ hat Recht! Ich will nur  schnell meine Koffer ins Auto laden und dann noch einmal auf den Las Vegas Boulevard gehen um Mittag zu essen. Weil ich kein Anfänger bin, habe ich mir natürlich gemerkt, wo mein Wagen steht. War ganz einfach: Deck 4 die A-Reihe. Einfach, weil ich mir Audi A4 gemerkt habe. Tja, Profi eben, ich habe mir eine kleine Eselsbrücke gebaut. Leider steht in der ganzen A4 Reihe kein Auto zu dem mein Schlüssel passt. Ich überlege noch mal kurz mit welchem Wagen ich eigentlich hier bin (Las Vegas), aber auch das bringt mich nicht weiter. Also die Fernbedienung gedrückt. Leider ist auch hier im Parkhaus, wie überall im Casino, die Musik so laut, dass ich kein Hupen höre. Haben die mir die Karre etwa geklaut? Ich dehne meine Suche aus und drücke weiter auf die Fernbedienung. Irgendwann glaube ich ein Hupen zu hören. Ganz leise zwar, aber ja, da ist was. Und da ist er ja, der Kleine. Ganz brav steht er in C4. Da hat der schlaue Fahrer bei seiner Ankunft, wohl erst auf die Schilder geachtet, als er schon auf dem Weg zum Lift und somit in einer anderen Reihe war. Anfängerfehler. Aber Schwamm drüber. Zurück in die Sonne. Ich mische mich unter das Tagespublikum und suche mir ein Restaurant mit Blick auf den Strip, wie die Straße hier genannt wird.

 

Kinder, Frühstück!

Im ersten Laden werde ich von der Bedienung ignoriert und ich will schon zu ihr hingehen um zu sagen: „Wissen sie eigentlich mit wem sie es hier zu tun haben? Ich bin der, der bis eben dort oben im CP in einer riesigen Suite gewohnt hat. Ganz allein!“ Na ja, ist wohl doch keine gute Idee und so suche ich mir etwas anderes. War zwar ein schöner Platz, aber etwas windig. Da wäre mein Essen schon kalt, bevor ich angefangen hätte. Überall stehen verkleidete Leute herum, die sich gegen ein ein Trinkgeld mit einem fotografieren lassen. Supermann, Captain America und wie sie alle heißen. Auch einige junge Damen, verkleidet als Show-Girls oder Polizisten stehen hier. Obwohl man von Verkleidung nicht so richtig sprechen kann. Eigentlich haben die nicht zu viel an. Ich überlege kurz, ob ich nicht mal so ein Bild machen lasse. Würde bestimmt gut aussehen, wie ich da so zwischen den Damen stehen würde. Dann denke ich was meine Frau dazu sagen würde und verwerfe den Gedanken wieder. Dann könnte ich mir den Schneidezahn auch gleich selbst ziehen (danke Heiko).  Weil mein Magen mittlerweile lauter knurrt als ein V8 ohne Auspuff, gehe ich in den nächst besten Laden. Der Besitzer scheint hier ziemlich bekannt zu sein, denn es gibt auch T-Shirts und so´n Zeugs von ihm zu kaufen. Ist wohl irgendwie so wie bei uns Tim Mälzer, denke ich. Ich sitze draußen, die Menschen gehen vorbei und ich bestelle mir (zum Frühstück?) BBQ Chicken. Es ist natürlich nicht zu billig hier, aber ich will ja auch satt werden. Dann kommt mein Essen: Wahnsinn!

 

Es muss nicht immer Kaviar sein

Es sieht echt klasse aus. So habe ich noch nie meine Chicken bekommen. Es ist sogar etwas Grünzeug dabei. Keine Ahnung ob zum Essen, oder nur so als optischer Genuss. Da aber auch eine Schale mit Dip dabei steht, soll es wohl zum Essen sein. Ich nehme das erste Hänchenteil und staune. Der Koch, es muss ein richtig guter sein, hat es so angerichtet, dass die Knochen nach oben auf dem Teller stehen. Irre. Leider hat er dazu auch das Fleisch vom Knochen genommen, wohl damit es besser aussieht. Aber eigentlich wollte ich das ja essen. Deswegen bin ich hier. Nicht um ein Kunstwerk zu bewundern. Hm. Es schmeckt klasse, leider habe ich nach dem Essen noch genau so viel Hunger wie vorher.  Ich bekomme die Rechnung, wie in den USA üblich, in einer kleinen Mappe. Neu ist für mich, dass ich auf der rechten Seite ein kleines Display habe. Hier kann ich online das Restaurant bewerten. Ich muss nur die Fragen per Fingerdruck anklicken. Meine Bewertung ist gut, weil mir alles gefallen hat. Bei der Frage zum Essen kann ich nur sagen: Saulecker, aber viel zu wenig. Sofort kommt auf dem Display eine Meldung, ob ich wünsche, dass ein Manager an meinen Tisch kommt, um die Beschwerde aufzunehmen. Wow, das habe ich so auch noch nicht gekannt. Ich bin aber nicht in der Laune dazu und so mache ich mich auf den Weg zurück zum Auto.

Leaving Las Vegas

 Ich fahre noch ein kleines Stück durch die Stadt und dann bin ich auch schon wieder auf dem Highway. Bis nach San Jose, zu Frieda und Georg, sind es noch so 9 Stunden Fahrt. Unterwegs passiert nicht viel, oder je nachdem wie man es sieht, eine ganze Menge. Die Temperaturen liegen weit über 30 Grad und ich fahre abwechselnd mit offenem Schiebedach oder mit Klimaanlage. Erst mal geht es die 15 in Richtung LA, doch dann muss ich hoch nach San Jose. Manchmal überlege ich, wie viele Trucks mir wohl schon begegnet sind? Dann zähle ich, mittlerweile auf der Interstate 5, spaßeshalber, mal in einer Minute zehn Stück. Das sind in 10 Minuten 100. Und so weiter. Ich glaube es sind Hunderttausende dieser Laster unterwegs. Ohne sie würde in diesem riesigen Land nichts laufen.

 

On the Road again

Ich fahre über Stunden an riesigen Feldern vorbei. In Kalifornien wird angebaut, was der Mensch so braucht. Wein eingeschlossen. Und hier ist es wieder: Das Wasser. Ohne Bewässerung läuft in dieser Wärme nichts, mit Wasser ist es optimal. Die letzten Entscheidungen der Politik haben die Farmer auf die Palme gebracht. Wenn sie nicht genug Wasser bekommen, vertrocknen ihre Pflanzen und Bäume schneller als man gucken kann. Mir fällt dazu ein Bericht ein, den ich mal irgendwo gelesen habe: „ Der Krieg um das Wasser“. Das hört sich für uns Norddeutsche vielleicht etwas seltsam an, aber in Gegenden in denen es nicht so oft regnet, hat das Wasser ein ganz anderes Gewicht.

 

When the Sun goes down

Die Sonne geht langsam unter und ich fahre durch die Berge. An einem riesigen Stausee spiegelt sich das Mondlicht im Wasser. Das ganze sieht aus wie eine Traumwelt. In diesem Augenblick wird mir klar, dass ich ja fast am Ende meines kleinen Road Trips bin. Der Kreis ist fast geschlossen. Wenn ich zurück in San Jose bin, ist GAME OVER. Ich habe jetzt noch nicht auf den Tacho gesehen, aber es werden wohl so um die 3000 Meilen gewesen sein. Ja, und es kommt mir jetzt schon vor wie ein Traum, dass ich das alles erleben (erfahren) konnte. Nein, ich bringe jetzt nicht den Satz: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum. Das ist doch viel zu abgedroschen, oder? Nicht, dass ich es vergesse: Meine Gastgeber sind natürlich noch wach und es gibt wieder Eis mit frischen Erdbeeren. Ein Traum.  Morgen geht es nach San Francisco: Fahrrad fahren. Endlich mal wieder bewegen!

 

See you

 HDW