Miami Vice 3

Teil 3

Treasure Island – St. Petersburg - Venice

 

Good Morning Germany!

Woran kann man erkennen, dass es in Florida Winter ist? Antwort: Der modebewusste Harley Davidson Biker trägt Jeans, T-Shirt, Weste und Pudelmütze. Nein, nicht jeder Biker. Sag ich doch gerade, nur der modebewusste. Sieht aber auf jeden Fall cool aus.

Ich bin wieder unterwegs. Hier in der Gegend müssen irgendwann mal die Römer gewesen sein. Hatte ich irgendwie gar nicht so drauf. Auf jeden Fall gibt es hier Unmengen von Palästen. Wahnsinn, und die sehen auch noch alle so neu aus. Aber ich will weiter in den Süden. Da soll es tatsächlich sonniger sein. Zur Einstimmung fahre ich schon mal über die Sunshine Skyway Bridge. Sie überspannt die Tampa Bay von St. Pete bis rüber nach, keine Ahnung. Jedenfalls rüber. Die Fahrt ist ein Erlebnis und ich kann es jedem nur wärmstens empfehlen. Die Aussicht auf das türkisfarbene Meer, der blaue Himmel und überhaupt, einfach herrlich. Zumindest wenn es nicht neblig ist, so wie heute.


In St. Pete habe ich noch einen Mercedes-Händler besucht. Ich konnte einfach nicht daran vorbeikommen. Er hatte so einen schönen schwarzen SLS 63 AMG vor der Tür. Da hätte doch jeder angehalten, oder? Die Jungs drinnen sind wie immer sehr nett und ich schaue mich etwas um. Allerdings bekomme ich langsam das Gefühl, dass ich jetzt auch mal was anderes sehen will. Hierzu habe ich eine Adresse gefunden, die mich interessiert. Da soll es in Venice einen ganz besonderen Dealer geben. Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich gerne einen amerikanischen Wagen haben möchte? Ich meine so richtig. Keinen Leihwagen, meinen eigenen! Zufälligerweise habe ich auch gerade eine Mail von einer Firma aus Bremen bekommen (danke Patrick), die sich auf den Überseetransport von amerikanischen Autos nach Deutschland versteht. Die Papiere sind im Anhang und ich brauche sie einfach nur ausfüllen und zurückschicken. Die holen dann das Auto beim Händler ab und ich kann es in Bremerhaven in Empfang nehmen. Das ist Musik in meinen Ohren. Irgendwann werde ich meiner Frau von diesem Plan erzählen, aber jetzt fahre ich erst mal zu dem Geschäft.

Rock ´n´ Roll

Der Laden ist leicht zu finden (mit Navi) und ich kann mir einen Parkplatz aussuchen. Gerade fahren ein paar Biker vom Hof und irgendwas irritiert mich. Dann merke ich was es ist: Sie tragen Helme. Ich glaube, dass sind die ersten die ich in Florida „mit“ gesehen habe. Ansonsten gibt es hier, wie in ein paar weiteren Bundesstaaten auch, keine Helmpflicht (und auch keine Pudelmützenpflicht). Jetzt ist es soweit, ich gehe rein. Sofort spüre ich diese Aura. Nein, keine Neuwagen, hier gibt es gutes altes amerikanisches Blech mit reichlich Chrom und Gummi. Dann wird mir plötzlich heiß und kalt zugleich. Wo ist sie? Etwas unsicher taste ich an meine Hosentasche. Erleichtert spüre ich ihre Konturen. Ja, sie ist noch da: Meine Kreditkarte. Am Empfang, empfängt (deswegen heißt es ja Empfang) mich eine freundliche Lady. Irgendwie sind alle Autohändler nett, woran mag das liegen? Sie klärt mich erst mal auf. Ich darf alles ansehen, fotografieren und mit den Augen verschlingen. Wenn ich aber mehr möchte (ja, ich bin noch beim Autohändler), soll ich mich doch an einen der freundlichen Verkäufer wenden (ich wusste, dass die Sache einen Haken hat).

Alles klar. Ich schaue mich um. In der Halle stehen alle möglichen amerikanischen Wagen. Allerdings sind auch ein paar alte deutsche darunter. Die üblichen Verdächtigen wie SL, Porsche und der gute alte VW Käfer sind vertreten. Aber auch das Batmobil. Dann kommt Jim. Er ist einer der Verkäufer und wir kommen auf Anhieb gut klar. Da an den Fahrzeugen keine Preise stehen, versuche ich erst Mal mich langsam heranzutasten. Jim versucht das andersherum auch. Was ich denn suche und wie mein Budget aussieht, will er wissen? Ich dachte da so an etwas günstiges, antworte ich. Um die geneigten Leser nicht mit den Verhandlungen zu langweilen, mache ich hier ein Break.

Das Ende der Geschichte sieht folgendermaßen aus: Der Deal ist perfekt. Jim grinst über das ganze Gesicht und ich freue mich auch (ich bin Norddeutscher, ich kann es nur einfach nicht so zeigen). Jim hat was von mir bekommen und ich was von ihm. Besser hätte es nicht laufen können. Freudestrahlend präsentiert er es gleich den Kollegen. Nein, keinen Kaufvertrag, das war hier leider nicht meine Gewichtsklasse. Aber Jim hat jetzt ein original deutsches Nummernschild mit original Rahmen von dem deutschen Mercedes-Händler meines Vertrauens (danke Stephan). Ich mache noch ein Abschiedsfoto und Jim verspricht mir, dass das Nummernschild einen Ehrenplatz im Verkaufsraum bekommt. Thank you! Ach ja, und ich habe ein original „Ideal Classic Cars“ Schild aus Venice, Florida. Wenn das kein Deal ist!


On the Road again

Irgendwann sollte ich mich mal um ein Hotel kümmern und ich checke das Couponheft. Da sind gleich auf Anhieb drei ansprechende Angebote dabei und ich tippe die Adressen ins Navi. Unterwegs mache ich noch kurz eine Vollbremsung und biege mit quietschenden Reifen rechts ab. Nein, kein Restaurant, ich bin doch nicht zum Essen hier. Ein Autohändler! Etwas zum Essen hatte ich mir eben an der Tanke geholt. Da gab es auch Pizza. Leider hat die Verkäuferin sie nicht warm gemacht. Aber kalt esse ich sie zuhause auch manchmal. Ist aber Nebensache.

Bei diesem Dealer stehen coole Amischlitten und ich schaue mich um. Es gibt keinen Verkaufsraum, alles ist draussen. Es rennen einige Typen hier rum und mir fällt sehr schnell auf, dass mir etwas fehlt. Ich bin anscheinend der einzige hier, der weniger als 10 Tattoos sein eigen nennt. Der Verkäufer (hieß der auch Jim?) zeigt mir voller Stolz seine Prachtstücke. Bei einem El Camino bleiben wir etwas länger stehen. Er soll 16 kosten. Aber weil ich so nett bin und wir, Jim und ich, ja schon fast so was wie ziemlich gute Freunde sind, würde er mir den auch für 14 geben. Cash only! Komm Junge, Hand drauf!

Wie das so ist im Leben, muss man sich manchmal auch von guten Freunden trennen. Unsere Trennung, die von Jim und mir, findet jetzt und hier statt. No Deal.


Hotel

Die erste Adresse ist gleich ein Volltreffer. Ein nagelneues Hotel, unter 100 in dieser Gegend. Klasse. Vor mir steht noch eine kleine Gruppe und diskutiert mit dem Manager. Ja, sie können zu viert ins Zimmer (das ist in den USA nicht unüblich, Betten sind genug da), aber sie dürfen auf keinen Fall im Zimmer kochen, obwohl eine Küche drin ist. Die Genehmigung ist noch nicht da. Da ich nicht kochen will, ist es mir egal. Ich möchte nur endlich duschen und schlafen. Aber leider werden heute keine Coupons angenommen und das billigste Zimmer kostet schlappe Two eighty die Nacht. Plus Tax versteht sich. Ich frage noch mal nach, weil mir das etwas viel vorkommt: 300$ für eine Übernachtung! Yes Sir, das ist der Preis. Da kann ich nur sagen: No Deal.


Aber ich habe ja noch zwei Adressen. Ich mache es kurz. Das andere Hotel ist ausgebucht und der dritte Laden will auch 280 plus Steuern haben. Wo sind die Jungs von der EU oder dem Kartellamt, wenn man sie mal braucht? Resigniert fahre ich weiter. Erwarten die hier den Papst, oder was ist los. Es ist Februar, mitten in der Woche und kein bezahlbares Hotel? Ich halte noch zweimal vergebens an und in mir wächst die Gewissheit, das Florida auch nicht mehr das ist, was es 1991 mal war. Ich muss hier wohl umsteigen auf längerfristiges buchen. Ich habe nicht im Auto geschlafen, sondern doch noch was gefunden. Ein Motel der Marke: In so ein Ding kriegen mich keine 10 Pferde. Aber es war sauber und ich habe die Nacht überstanden. Auch ein Deal.

Heute geht es nach Sanibel Island. Eine Trauminsel mit Traumstrand. Der eigentliche Grund warum ich noch hier bin und gestern Abend nicht das Weite gesucht habe.


The sun is shining

Hans-Dieter Wuttke (HDW)

 

 

Ob Elvis schon den Freigeist kannte? Keine Ahnung, wohl eher nicht, aber das Bild musste ich einfach so machen...