Miami Vice 4

Der Mustang auf Sanibel Island. Einfach parken und Bilder machen. Herrlich.

Teil 4

Sanibel-Everglades-Miami

 

Good Morning Germany!

„Wie geht’s?“ Diese Frage höre ich an manchen Tagen ziemlich oft. Natürlich will dann keiner wissen, wie es wirklich um einen steht. „Siehste, sag ich doch immer, einfach nur oberflächlich die Amis“, höre ich jetzt schon den einen oder anderen sagen. Aber mal ehrlich, wenn wir das in Deutschland fragen, will ja auch (fast) niemand eine Lebensgeschichte hören. Es ist doch im Grunde nichts anderes als ein einfaches „Moin“ oder „Hallo“.  Aber heute habe ich da mal eine andere Erfahrung gemacht. Ich schlendere so durch einen kleinen Hafen, ja das Wasser ist Türkis und ich habe meinen Strohhut auf, weil die Sonne brennt, da passiert folgendes: Auf einem kleinen Segelboot, welches schon ziemlich mitgenommen aussieht, sitzt  ein Mann und schraubt an irgendwas herum. Ich muss dazu sagen, dass die anderen Boote eher Schiffe sind, und mir diese kleine Segeljacht besonders auffällt. Gerade als ich vorbeigehe, blickt er von seiner Arbeit auf und fragt mich, wie es mir geht? Und ich sage: „Gut, danke“. Was ja auch nicht gelogen ist. Weil er mich weiter ansieht, frage ich nach seinem Befinden und er sagt: „Besser“! Ich grinse und will weitergehen, als plötzlich ein großer, schwarzer Schatten vom Boot herüberfliegt.

 

Der will doch nur spielen

Anke, eine Freundin der Familie, sagt immer: „HD hat Speck in der Tasche. Kinder und Hunde wollen immer mit ihm spielen“. Irgendwie scheint da was dran zu sein, denn der große, schwarze Schatten ist nichts anderes als der Bootshund. Mit einem Ball im Maul steht er jetzt vor mir und will, ja was wohl? Spielen natürlich. Ist doch bestimmt viel zu langweilig da auf dem kleinen Boot. Allerdings kommt vor dem Vergnügen erst mal ein dickes Donnerwetter vom Kapitän und die Bootshunddame, wie ich jetzt erfahre, muss zurück an Deck. Der Kapitän ist nicht erfreut, dass sich sein Matrose unerlaubt von Bord entfernt. Klar, kann ich verstehen. Aber so kommen wir ins Gespräch. Er ist aus Kanada mit der kleinen Nussschale hierher gesegelt, weil es in seiner Heimat dort oben jetzt höchstens zum Eissegeln reicht. Er mag die Sonne und ist zufrieden. Das mal so in Kurzform. Ja, und dann will er auch wissen was ich so mache. Irgendwie geht es mir ähnlich, denn auch ich bin ja vor dem Winter abgehauen. Ich erzähle von meiner Reise und den kleinen Geschichten die ich darüber schreibe. „Ja, das ist eine gute Möglichkeit um Geld zu verdienen. Durch die Gegend reisen und noch dafür bezahlt zu bekommen“ meint der Kanadier. Den Zahn muss ich ihm jedoch ziehen. Geld bekomme ich keines, ich schreibe die Geschichten nur so zum Spaß. Das kann er nicht richtig verstehen: „Wie, du sitzt in deinem kleinen Hotelzimmer und schreibst Geschichten mit denen du kein Geld verdienst? Are you crazy?“ Warum ich nicht lieber, statt dessen, draußen an der frischen Luft bin und das Leben genieße, will er wissen? (Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass mir der Gedanke auch schon öfter gekommen ist).

 

Tja, und so habe ich es einfach ausprobiert und nichts geschrieben. War auch nicht schlecht. Aber jetzt merke ich doch, wie viel Spaß mir das Schreiben macht. Also schreibe ich weiter. Vielleicht nicht mehr jeden Tag. Mal sehen. War auf jeden Fall eine interessante Begegnung mit den beiden Kanadiern. Mit dem Ball spielen durften wir allerdings dort nicht. Im Hafen mussten Hunde an die Leine. Schade, vielleicht beim nächsten Mal, wenn die beiden irgendwann im Osterholzer Hafen anlegen sollten.

Zum ersten Mal Schnee im Leben

Ich besuche noch Sanibel Island und suche den Strand mit den Muscheln. Nein, nicht irgendeinen, sondern einen besonderen. Meine Frau und ich haben hier 1991 ein tolles Bild gemacht und ich habe den Auftrag, dieses noch mal zu erneuern. Da ich den Strand nicht finden kann, will ich einen Einheimischen fragen (wenn es diese denn hier gibt, die meisten sind natürlich Touristen). Apropos Touris. Ich bin selbstverständlich auch einer, aber hier fällt mir doch was auf. Sanibel ist eine wunderschöne Insel und als Touri kann man sich hier ein tolles Fahrrad leihen um die Natur hautnah zu erleben. Jetzt kommen aber zwei Dinge zusammen. Anscheinend haben manche dieser Besucher noch nie auf einem Rad gesessen, oder sind bestenfalls mal als kleines Kind auf der Einfahrt hin und her gefahren. Jedenfalls sieht das bei einigen so aus. Aber trotzdem ziehen sie los, die Fahrradkarawanen mit den total engagierten Radlern. Wenigstens auf den ersten Metern. Dann machen sich die fehlende Übung und der meistens viel, viel, zu tiefe Sattel bemerkbar. Kein Wunder das Amerika kein Radlerland ist. So macht Radfahren ja auch keinen Spaß (alter Klug...).

 

Na gut. Aber zum anderen kommen hier natürlich auch Touris her, die in ihrem ganzen Leben noch keinen Radfahrer gesehen haben (ehrlich). Wenn da einer aus North Dakota, oder Idaho kommt, da fährt doch niemand Rad. Das ist für diese Leute ungefähr so, wie für die Südafrikaner, die wir manchmal bei uns in der Firma haben, wenn es schneit. Die sehen dann zum ersten Mal in ihrem Leben echten Schnee. Ja, und genauso ergeht es dem braven Rentner aus North Dakota. Er sieht zum ersten Mal in seinem Leben echte Radfahrer. Und dann noch so viele auf einen Haufen.

Genug vom Golf - Miami

Ich habe jetzt genug von der Golfküste und will rüber nach Miami. Im Internet habe ich ein kleines schnuckeliges Boutique-Hotel (was immer mich da erwartet) gefunden. Unterwegs geht es durch die Everglades und ich genieße die Tour. Wenig Autos, die Sonne scheint. Genau wie ich es mag. Dann komme ich nach Miami rein und stehe erst einmal im Stau. Nichts geht mehr und so habe ich Zeit mir die Gegend anzusehen. Außer Autos, massenhaft Autos und ein paar Brücken gibt es allerdings nicht zu viel für meine von den Everglades verwöhnten Augen. Ich wünsche mir fast, ich wäre im Sumpf geblieben. Aber jetzt bin ich nun mal hier und merke mit einem Mal, dass ich einen riesen Fehler gemacht habe. Aber noch ist es hoffentlich nicht zu spät. Ich blicke runter zu meinen Füßen und sehe das Debakel: Das kann doch nicht angehen, ich bin hier im hippen Miami und renne mit meinen Bauer-Harms Gedächtnis-Sandalen durch die Gegend. Mensch Junge, wo hast du bloß die coolen Flip Flops gelassen?

 

Welcome to Miami

Hans-Dieter Wuttke (HDW)