Hawaii Five-0
Day 5
Yuma – Tucson - Tombstone
Good Morning Germany!
Kein Zweifel, er ist es, oder doch nicht? Jetzt will ich es wissen und frage ihn einfach: „Sind sie nicht der Mann aus dem Film McQuade der Wolf"? "Nein, ich bin Chuck Norris"! "Oh, sorry, dann habe ich sie wohl verwechselt". Dabei sieht der Mann an der Rezeption genauso aus wie der Filmstar der die ganzen Actionfilme in den 90ern gemacht hat. Leider fällt mir sein Name nicht ein. Stilecht sitzt er da, mit Cowboy Outfit und Sheriffstern. Kein Wunder, ich checke gerade in der Lookout Lodge in Tombstone, Arizona ein. Genau, das Tombstone, oder gibt es noch ein anderes? Die legendäre Schießerei am O.K. Corall mit Wyatt Earp und Doc Holliday. Deswegen bin ich hier und ich kann sagen, das war ein klasse Ritt gestern.
The wild, wild West
Yuma liegt von California aus gesehen, auf der anderen Seite des Colorado River. Ich bin somit in Arizona. Hier will ich eigentlich nur mal einen Blick in die historische Altstadt und in das alte Prison, also Gefängnis werfen. Es ist alles sehr übersichtlich und ich kann mit dem Auto überall hin. Es werden aber im Visitor Center Fahrräder zum Ausleihen angeboten. Da hat sich in den letzten Jahren echt viel in den USA getan. Überall schießen die Bike rentals wie Pilze aus dem Boden.
Wie das so ist, wenn man als Touri unterwegs ist, macht man ja auch Bilder. Ich hatte mal irgendwann, nachdem ich meine Digicam schon ein paar Jahre hatte, herausgefunden, dass sie einen
Selbstauslöser hat. Seitdem versuche ich dann und wann, ihn zu benutzen. Gerade will ich mich vor einer alten Lokomotive fotografieren, da sehe ich aus dem Augenwinkel, wie ein Biker von seiner
Harley steigt und auf mich zu kommt. Mist, will der jetzt hier so was wie Lokomotivenschutzgeld kassieren? Nicht das ich da Vorurteile hätte, nur weil der Typ voll tätowiert ist und längere Haare
hat als ich. Er grinst mich an und sein Zahnarzt wäre wahrscheinlich stolz auf ihn, wenn er sehen könnte, wie gut er die letzten beiden vorderen Zähne pflegt. Er ist halt so der Typ, wie man
sich einen Schwiegersohn wünschen würde. Seine Bitte, ihm meine Kamera zu geben, kann ich unmöglich abschlagen.
Aus der Nummer komme ich nicht raus. Wenn er jetzt damit abhauen würde, wäre es nicht zu schlimm, die Bilder von gestern habe ich runter geladen und heute sind noch nicht viele drauf.
Wahrscheinlich kann er die Knipse auch besser gebrauchen als ich, sein Bike war garantiert nicht billig. Aber er ist total freundlich, macht Bilder, als wären wir bei Yumas next Top Model und zum
Schluss soll ich auch noch oben auf die Lok rauf klettern. Klar mach ich, bei Heidi machen die Mädels ja auch alles was sie sagt. Ich klettere wieder runter und der nette Biker von nebenan
wünscht mir einen Nice Day. Thanks a lot man! Mensch, so was ähnliches ist mir doch schon mal in Manhattan passiert. Sachen gib's, die gib's gar nicht.
Tucson
Ab geht es auf die Interstate nach Tucson. Als kleiner Junge habe ich von meiner Patentante immer so tolle Bücher bekommen und ein ganz spannendes hieß: Der Ritt nach Tucson. Darin muss sich der jüngste Sohn einer Rancherfamilie, mit seinem treuen Pferd auf den gefährlichen und anstrengenden Weg durch die Wüste machen. Deshalb bin ich jetzt hier, ich will das mal live sehen. Zugegeben, ich habe es im Auto mit Klima und Musik wohl etwas einfacher. Wo wir gerade beim Thema sind. Meistens fahre ich ohne störende Geräusche aus den eingebauten Boxen, aber manchmal brauche ich etwas Abwechslung und dann wähle ich meinen USB Stick an und es geht los. Jetzt kommen gerade die alten Jungs von „The Sweet“ zum Einsatz: Ballroom Blitz! Nur mal so probehalber, drehe ich am Lautstärkeregler. Wow: It´s, it´s a Ballroom Blitz! Der Innenspiegel wackelt im Takt der Bässe, das sieht total cool aus. Jetzt bin ich voll im Disco Fieber. Ich höre was der Stick hergibt. Die blonde Andrea Berg, singt ihre Version von „Hackevoll durch die Nacht“ und Nena fährt mit mir auch bis ans Ende dieser Welt. Wenn ich aus dem Fenster schaue, glaube ich, dass wir bald da sind. Ach die Fenster, ich mache wohl besser das Schiebedach auf, damit der Schall raus kann, die Scheiben wölben sich doch schon gefährlich nach außen.
Kontrolle
Da sind sie wieder, die Jungs von der Border Control. Diesmal wird auf beiden Seiten kontrolliert. Die suchen natürlich nicht unbedingt die Apfelsinen in meiner Ice Box, ich denke die sind auf der Jagd nach illegalen Einwanderern. Wie gesagt, Mexiko ist gleich um die Ecke. Der Officer schaut in mein Auto und wünscht mir einen guten Tag. Ich darf unbehelligt weiter fahren. Es sind natürlich überall Wärmebildkameras aufgebaut und deshalb braucht er nicht, wie früher an der DDR Grenze, den Satz mit dem Gänsefleich bringen: „Gänsefleisch mal `n Kofferraum uffmachen?
In Tucson suche ich etwas ganz spezielles. Ich habe mal irgendwo gehört, dass es hier einen riesigen Abstellplatz für Flugzeuge gibt. Da sollen Hunderte rumstehen. Dann habe ich ein Bild davon im Internet gefunden und mir gedacht, die willst du doch mal sehen. Die Wüstenluft ist hier so trocken, da bleiben die Fliegen eben lange „haltbar“. Leider musste ich dann nach einiger Recherche feststellen, dass dieser Friedhof der Kuscheltiere (natürlich) nicht frei zugänglich ist. Egal, ich will trotzdem mal hin, eventuell ist ja irgendwo ein Loch im Zaun. Tucson ist größer als gedacht und es herrscht Feierabendverkehr. Die Straße, die ich mir rausgesucht habe, ist meilenlang und es gibt keinen Anhaltspunkt für die Flugzeugfriedhof. Im Internet konnte ich sehen, dass ein Erdwall die Planes vor neugierigen Blicken schützen soll. Aber dazu muss ich den auch erst mal finden. Und natürlich steht hier kein Schild: „Achtung: Hier bitte nicht lang fahren, weil da hinten viele Flugzeuge stehen!“ An einer Tankstelle frage ich, ob jemand schon mal was von den Fliegern gehört hat. Nein, keiner weiß etwas. Oder doch? Ja, es gibt am anderen Ende der Stadt eine Air Force Basis, vielleicht ist da was. Die Kassiererin bietet mir sogar an, ihren Boy friend anzurufen, eventuell weiß der was. Ich lehne dankend ab. Ich will in diese Operation keine unbeteiligten hineinziehen.
Der Friedhof der Kuscheltiere
Ich nehme den Freeway um möglichst schnell zur anderen Seite der Stadt zu kommen. Einen Versuch starte ich noch. Aufgeben will ich nicht, näher komme ich an die alten Flieger nicht mehr ran. Ich brauche nur etwas Glück, denke ich. Und so fahre ich auch ein paar Wege, die nicht unbedingt für meinen kleinen Chevy Pinocchio, oder war es Calimero (die Sonne macht mich ganz fertig), gemacht sind. Hier in der Gegend scheinen die Schrotthändler von ganz Amerika ihre Zweigstellen zu haben. Ich sehe viele ausgediente Army Trucks und jede Menge andere alte Kisten. Leider wollen die Jungs wohl keine Besucher, denn die Abstellflächen sind sehr gut gesichert. Schade. Autos gibt es hier jede Menge, aber ich sehe keine Flieger.
Dann ein Schild: Death End, also eine Sackgasse, nichts wie rein. Ich sehe eine alte Frau in ihr, zweifellos nicht zu komfortables Häuschen, nein eigentlich ist es mehr ein Verschlag, gehen. Hier komme ich nicht weiter. Mist. Na gut, denke ich. Stand ja auch vorne schon dran. Doch dann ist da noch etwas! Wenn das mal nicht wie das Heck eines großen Fliegers aussieht: Bingo! Ich bin dran. Jo, da sind welche. Wie gut, dass der Biker mir heute Morgen meine Kamera gelassen hat, jetzt kann ich sie gebrachen. Es ist zwar kein großes Loch im Zaun, aber es ist ein Maschendrahtzaun! Und der hat eben viele Löcher. Natürlich würde ich gerne näher ran, aber es ist eben nicht „Open to the public“. Ich bin auch so begeistert. Ich fotografiere was da Zeug hält und mache mich dann auf den Weg nach Tombstone.
Unterwegs komme ich noch an einem großen Flugzeugmuseum vorbei. Das hatte ich mir schon rausgesucht, leider machen die gerade dicht. Weil ich aber schon mal hier bin, fahre ich auch hin. Dahinten ist die Air Force Base, Vielleicht komme ich da mit meinem alten Schülerausweis rein. Nein, auch nur ein Gag. Aber ich habe Glück, hier stehen, keine Ahnung wie vielen, aber es sind viele Flieger rum. Die scheinen von einem Flugzeugträger zu sein, denn die Flügel sind klappbar. Mann, das hat mal ne Menge Dollars gekostet. Ich schieße meine Bilder und warte ob nicht gleich jemand ankommt und fragt was ich hier mache. Zur Sicherheit lasse ich den Motor laufen und die Tür offen. Es kommt jedoch niemand, weil die alten Maschinen eben zu alt sind, um für eventuelle Spione interessant zu sein. Für mich ist es aber Weltklasse.
Diese Flieger mit den klappbaren Flügeln, kommen vom Flugzeugträger. Am Heck ist noch der Schriftzug "NAVI" zu erkennen.
Irgendwann ist mir mal ein Foto über den Weg gelaufen, auf dem jede Menge Flugzeuge in der Wüste zu sehen waren. Das Geheimnis dieser Flieger, das eingentlich keines ist, kann ich schnell erzählen. Das Wüstenklima hier in Tucson, Arizona ist für die Lagerung der Flugzeuge ideal. Deswegen stehen sie hier und warten darauf, eventuell noch einmal gebraucht zu werden, oder wie auf einigen Bildern unschwer zu erkennen ist, nach und nach zerlegt zu werden. Ich wollte diesen Ort unbedingt einmal live sehen und nach einigem Suchen, habe ich dann fast ein Loch im Zaun gefunden. Jetzt fällt mir auch wieder ein wie der Actionstar hieß, der so aussah wie der Portier gestern Abend: Chuck Norris!
See you
HDW