Hawaai Five-0 (Day 4)

oder                                                                                                                                                wie ich durch die Wüste nach Hawaii fuhr

Hawaii Five-0

 Day 4

Ventura – Palm Springs – Yoshua Tree – Yuma

 

Good Morning Germany!

Ich bin im Paradies! Nein ehrlich, ich habe nicht mal in Traum daran gedacht und jetzt stehen sie vor mir. Und dann auch noch so hübsche und gleich im Doppelpack. Männerherz was willst du mehr. Gestern habe ich mich entschlossen nicht bis Palm Springs zu fahren und habe mir in Ventura ein Hotel gesucht. Und nun stehe ich vor den beiden schönsten Waffeleisen die ich je gesehen habe. Es ist Breakfast time und ich habe einen Mordshunger. Getreu dem alten Motto von Mike: Zwei schmecken gut, drei tun weh, höre ich nach der zweiten Waffel auf und ab es geht zurück auf die  Straße. Hätte ich fast vergessen: Eine Waffel wäre mir fast in die Luftröhre geraten, als eine Dame im aktuellen Bademantelmodell von 1973 hereinkommt. Sie stolziert am Buffet entlang und packt ihre Handtasche voll, dann geht sie wieder raus. Habe ich so auch noch nicht erlebt.

Der optimale Start in den Tag. Eine schöne, leckere Waffel zum Frühstück. Ganz frisch aus dem Waffeleisen auf den Teller.

Die Stadt der Engel fliegt vorbei

Vor mir liegt LA und wer schon mal mit dem Auto hier durch gekommen ist, weiß was das heißt. Leider führen die großen Fernstraßen genau hier durch (hier hin) und dann sind es eben auf jeder Seite fünf oder sechs Spuren pro Highway. Ja, und wie gesagt, es gibt hier nicht nur einen Highway. Es gibt Menschen die fahren hier nur nachts durch. Doof ist das nicht! Wer sich schon mal gefragt hat, wo eigentlich die ganzen Autos bleiben, die täglich gebaut werden, sollte sich mal ein paar Stunden Zeit nehmen und den Großraum Los Angeles durchfahren (durchstehen).

Eigentlich hatte ich hier Großes vor und wollte die Universal Studios besuchen, aber mein Agent hat eben angerufen und meinte, dass im Augenblick keine Angebote für mich vorliegen würden. So lasse ich LA halt links liegen und fahre weiter nach Palm Springs. Da wollte ich schon immer mal hin. Das ist so eine Stadt wie Bernkastel-Kues oder Osterholz-Scharmbeck, da muss man einfach mal gewesen sein. Palm Springs liegt mitten in der Wüste und ist eine hübsche kleine Stadt ohne Hochhäuser und mit vielen Palmen. Irgendwie gemütlich. Haken dran.

Der Camaro vor dem "Ortsschild". Ich gebe es zu, viel mehr habe ich hier nicht gemacht. Einmal kreuz und quer durch die Stadt gefahren und dieses Foto geschossen.

Joshua Tree National Park

Weiter geht es zum Joshua Tree National Park. In der gleichnamigen Stadt am Eingang zum Park, muss ich erst mal umdrehen. Ich habe da was am Straßenrand gesehen: VW Käfer! Nichts wie hin. Sie stehen vor einer Werkstatt und ich schnacke mal ein bisschen mit dem Schrauber. Der eine Käfer mit Zulassung ist zu verkaufen und mit dem anderen hat er erst ein Rennen gefahren. Da hat er die Shocks, also Stoßdämpfer, von seinem Monstertruck verbaut. Ja, jetzt sehe ich es auch, die ragen fast aus dem Seitenfenster heraus. Klasse. Beide Autos sind also leicht modifiziert und den Vorausetzungen der Umgebung angepasst. Leider passt keiner von beiden in meinen Koffer und so müssen sie hier bleiben. Einen Trost habe ich jedoch: Hier werden sie nie rosten.

Ich mag die Wüste, immer vorausgesetzt es ist nicht zu heiß und ich habe genug zu trinken dabei (im Kofferraum steht ne Kiste Hemelinger). Nein, Spaß! Gerade nach den vielen Menschen und Autos um LA herum, ist es einfach klasse hier allein in der Natur zu sein. Die Luft ist angenehm warm und völlig frei von Abgasen, dazu die ganzen Joshua Trees, umgeben von irren Gesteinsformationen. Herrlich, hier kann ein Mann noch tun, was ein Mann manchmal tun muss. Und die Bäume freuen sich auch noch. Denke ich jedenfalls.

Aber wie das nun manchmal ist im Leben, auch die schönsten Dinge können zur Gewohnheit werden. Irgendwann kennt man jeden Baum beim Vornamen (was hier ja nicht schwer ist, weil alle Joshua heißen) und dann wird es Zeit sich auf den Weg zu machen. Nein, es ist wirklich klasse hier und ich könnte mir gut vorstellen hier zu wandern oder zu biken. Aber dann bräuchte ich noch etwas mehr Zeit.

Frühstück im Joshua-Tree-Nationalpark. Ich bin gut versorgt und so halte ich zwischendurch einfach mal an und gönne mir einen kleinen Imbiss. Es ist zwar nicht viel los auf der Straße, aber wenn mal jemand vorbei kommt, sind mir fragende Blicke sicher. Ja, es ist schon toll, wenn man eine Eisbox dabei hat.

Nein, sie war aber nicht in der Eisbox. Das wäre ihr auch bestimmt zu kalt gewesen. Sie hat sich lieber auf der warmen Straße gesonnt.

Der Park ist ungefähr so groß wie das Saarland und Berlin zusammen. Also viel Platz zum fahren. Das Gefühl ist nicht so leicht zu beschreiben und entweder man liebt es, oder eben nicht. Ich finde es klasse, hier auf diesen einsamen, fast endlosen Straßen unterwegs zu sein.  Einfach nur: "ON THE ROAD AGAIN"!


Way to Yuma

Zurück an der Interstate 10 fahre ich in Richtung Phönix Arizona. Mein Ziel heißt jedoch Yuma und während ich noch so vor mich hin träume drängt mich mein Navi zum Abfahren. Ehe ich mich versehe fahre ich Mutterseelen allein durch endlos weite Felder und Äcker. Jetzt aber erst mal angehalten und auf die Karte geschaut. Hm, da hatte ich mir aber eine andere Strecke vorgestellt. Anyway, ich fahre weiter. Die Landschaft ändert sich, die Äcker verschwinden.

Ich komme noch durch die Stadt Palo Verde, die auf meiner Karte zwar als solche eingezeichnet ist, sich aber als kleine Ansiedlung von ein paar windschiefen Buden entpuppt (hoffentlich hat keiner von euch Verwandte dort). Zu meiner Überraschung gibt es sogar eine Tankstelle, aber aus Trotz, weil ich mit etwas mehr Stadt gerechnet habe, fahre ich weiter. Ich glaube, so fangen mache Filme an. Irgendwann verschwinden auch die Felder und ich fahre, durch eine Art Mondlandschaft. Mit einem Auge blicke ich zwischendurch zur Tankanzeige, aus keinem besonderen Grund, einfach nur mal so. Aha, habe ich mir irgendwie gedacht. Ist anscheinend nicht mehr zu viel drin. Ich schaue schnell wieder nach vorne. Nur nicht verrückt machen lassen. Fahren V8 eigentlich auch mit Hemelinger?

 

Ist das jetzt ein Abenteuer?

Plötzlich kommt ein Schild: Road closed! Hä, das ist doch jetzt wohl Verarschung, oder was. Ich stehe hier mitten in der Wüste und dann stellen die einfach ein Schild auf, dass die Straße geschlossen ist! Das hätten die doch auch schon 50 Meilen vorher machen können, dann hätte ich mir den Weg gespart. Und das Benzin auch. Oder stand da vielleicht irgendwo eins, womöglich bei der Tankstelle? Ich denke wieder an die Filme und mir wird nicht unbedingt wohler zumute. Es gab mal eine deutsche Familie, die sind im Death Valley, da sieht es so ähnlich aus wie hier, mit ihrem Auto, warum auch immer, querfeldein gefahren. Die hat man erst Jahre später gefunden. Leider kein Witz. Aber ich bin ja noch auf der Straße und ich werde mich hüten, diese zu verlassen. Ich sehe mich etwas genauer um und stelle fest, das neben dem Schild noch einige Absperrbaken liegen. Liegen, nicht stehen! Hat da eventuell nur jemand vergessen das Schild ebenfalls hinzulegen, weil die Straße vielleicht gar nicht mehr gesperrt ist? Ah, da ist sie wieder: Die Hoffnung! Ich fahre weiter.

Die Straße ist total irre, es geht rauf und runter. Dips nennen die das hier. Steht jedenfalls auf einem Schild. Obwohl es nur 32 Grad warm ist, sehe ich plötzlich eine Fata Morgana: Neben der Straße steht eine schöne schwarze S-Klasse. Das kommt davon, wenn man so auf Mercedes fixiert ist wie ich. Oh, Mann. Aber das Auto scheint echt zu sein. Jedenfalls steigt ein schwergewichtiger, mexikanisch aussehender Mann aus und schreit in sein Handy. Das ist schon mal eine positive Nachricht denke ich, es scheint hier ein Netz zu geben. Das Auto ist klasse, aber mit dem Typ möchte ich keine Tortillas essen und so gebe ich Gas. Dann, wie aus dem Nichts, die amerikanische Flagge. Ein Außenposten der Zivilisation. Vor mir steht ein Beamter mit einem Schäferhund und kontrolliert ein Auto. Aha, Border Control. Der Officer, sucht nach Früchten die, mit was auch immer infiziert, über die Grenze nach California gebracht werden. Meine Orangen im Kofferraum wären da ein guter Fund für ihn. Aber ich verlasse ja den Bundesstaat und werde somit nicht kontrolliert.

Geschafft

Und dann muss ich warten. An einem Bahnübergang. Ein endlos langer Zug fährt in Richtung Westküste. Gleich dahinter ist die Interstate 8 nach Yuma oder San Diego, je nach dem. Ich habe es geschafft! So ganz nebenbei halte ich Ausschau nach einer Tankstelle, besser isses.

Anscheinend hat mir die Wüste aber doch etwas zugesetzt denn ich werde leichtsinnig. Es kommt eine Tankstelle, aber ich fahre dran vorbei. Ich will nicht mehr anhalten, Yuma ist zum greifen nahe. Dann höre ich eine innere Stimme (es muss an der Sonne liegen): „Hey junger Mann, dreh jetzt nicht durch und fahre die nächste Ausfahrt runter“. Also gut, ist vielleicht nicht die schlechteste Idee. Vor mir steht ein riesiges Reklameschild: Prime Rib Dinner only 9.99$. Ich kann nicht anders, ich fahre hin. Es ist ein Casino, das Quechan, benannt nach einem Stamm der einst als  Yuma bekannt war. Ich nehme mir ein Zimmer und baue mir darin erstmal einen kleinen Joggingparcour auf. Ich bin im Paradies.

 

Have a good one

HDW

Der Driver hat jetzt die Wahl, entweder zurück zur Westküste in das schöne San Diego, oder weiter in die heiße Wüste nach Yuma. In San Diego war ich schon mal...

Ist doch schön, wenn man genug Kissen hat!