Miami Vice 5

Bild: Seven Mile Bridge nach Key West
Florida kann so schön sein, wenn es gerade nicht nebelig ist...

Teil 5

Miami - Key West - Miami

 

Good Morning Germany!

Ich habe eine Mission. Eigentlich darf ich das hier gar nicht schreiben und ich hoffe, sie sind mir nicht schon auf der Spur. Aber ich habe das Paket heute glücklicherweise abgeliefert und jetzt müssen andere sehen, dass sie ihren Hals aus der Schlinge kriegen. Ich komme gerade zurück von Key West und in Miami ist es bereits stockdunkel. Was es hier allerdings nachts meistens ist. Jetzt noch die letzte Abfahrt und ich bin fast zuhause, in meinem schicken kleinen Boutique Hotel.

 

Miami Heat

Immer wieder blicke ich mich um, kann aber nichts Auffälliges entdecken. Ich spüre wie die Anspannung von mir abfällt, (oder ist es einfach nur die Müdigkeit)? Dann, es sind nur noch ein paar Blocks, passiert es: Ein weißer Lambo überholt mich und lässt sich dann wieder zurückfallen, bis er mit mir auf gleicher Höhe ist. Hoffnung keimt in mir auf: Sind das eventuell meine alten Kumpels, wegen denen ich den ganzen weiten Weg von Deutschland hierher gemacht habe? My old friends: Sonny Crockett und Corega Tabs? Vorsichtig blicke ich rüber. Nein, sie sind es nicht. Vom Alter her, könnten es jedoch ihre Töchter sein, oder wahrscheinlich eher die Enkeltöchter. Aber die kenne ich ja auch nicht. Mensch Kinder, wie die Zeit vergeht. Die Damen haben wohl jemand anderen in meinem Mustang erwartet und laden mich leider nicht zu ihrer Party ein. Sie geben richtig Stoff und der Lamborghini schießt brüllend über die leere Kreuzung.

 

Party or no Party?

Weil es immer noch fast 30 Grad sind, bin ich den ganzen Weg von den Keys natürlich offen gefahren. Allerdings habe ich meine Kapuze auf, damit der Fahrtwind meine Frisur nicht durcheinander bringt und mein Gehirn nicht zu sehr abkühlt. Der Nachteil ist aber, dass es auch diese Jungs gibt, die ebenfalls immer ihre Kapuze beim Autofahren aufhaben. Mit denen möchte ich selbstverständlich nicht verwechselt werden. Und das erst recht nicht im nächtlichen Miami. Also Kapuze runter und rauf auf den Parkplatz. Ich kann gerade noch bremsen und so einen mittelschweren Blechschaden vermeiden. Der Parkplatz ist rappelvoll und auch die kleine Einfahrt ist versperrt. Auf die Schnelle erkenne ich einen Bentley und einen Hummer. Die anderen Autos sind auch nicht ohne, aber es stehen zu viele Typen davor und so kann ich nichts hundertprozentig erkennen. Klasse, normalerweise würde ich jetzt aussteigen und mir die Autos ansehen. Hier lasse ich es lieber weil ich die Zusammenhänge nicht so richtig einschätzen kann und außerdem will ich die kleine Party ja auch nicht stören. Vorsichtig setze ich zurück und parke hinter dem Hotel. Hier ist auch schön. Und es stehen keine muskelbepackten Typen rum. Ich schließe mein Zimmer auf und da mich hier keine unliebsamen Überraschungen erwarten, kann ich beruhigt duschen und schlafen.

Am nächsten Morgen sieht die Welt dann wieder ganz anders aus. Das hat meine Mama immer gesagt und es ist auf jeden Fall ein dicker Zappen Wahrheit dran. Nach dem Aufstehen  gehe erst einmal frühstücken und denke dabei noch einmal an die letzten Tage zurück.

Booking Schrott Com

Nachdem ich es leid war, an der Golfküste von einem Hotel zum anderen zu fahren, bzw. am Telefon Absagen zu bekommen, habe ich für heute im Internet gebucht. Ein bekannter Anbieter, dessen Namen ich leider vergessen habe, hat doch tatsächlich bezahlbare Angebote für mein neues Ziel: Miami. Und so buche ich das bereits erwähnte Boutique-Hotel (erinnert mich irgendwie an den alten Gag mit dem Papst und der Boutique in Rom).

Das Etablissement entpuppt sich, als ein von mir ach so geliebtes „Hier kriegen mich keine zehn Pferde rein“ Haus. Allerdings muss ein findiger Architekt, oder was immer, dem ganzen einen neuen Anstrich verpasst haben. Das Motel ist aufgefrischt, hier ein paar Boutique(?)-Sessel, dort ein paar Palmen samt neuer Farbe, schon macht es einen freundlichen Eindruck und ich fühle mich ganz wohl. Für den Zimmerschlüssel und die TV-Fernbedienung muss ich 10$ Kaution hinterlegen. Aber mal ganz ehrlich, das Motel ist nicht zu schlecht und nach der ersten Nacht verlängere ich auf drei. Das Frühstück ist zwar eher bescheiden, es gibt kein Waffeleisen, aber dafür Bananen so viel ich will und man kann draußen im Patio essen.

 

Der Auftrag: Bring mich Key West

Weil das Wetter so gut ist und ich immer noch etwas habe, was ich nicht wieder zurück nach Deutschland nehmen will, beschließe ich kurzerhand nach Key West zu fahren. Ich will nicht in die Einzelheiten gehen und mache es daher kurz: Die insgesamt vierstündige Fahrt ist ein Traum. Einfach irre. Natürlich nicht bei Nebel oder Regen, aber deswegen fahre ich ja heute, weil das Wetter einfach klasse ist. Die ganze Strecke geht über kleine Inseln (den Keys) und teilweise richtig langen Brücken mit wahnsinniger Aussicht auf das türkise Meer (einfach mal Seven Mile Bridge suchen).

Key West ist ganz am Ende des Weges und natürlich eine Tourihochburg. Aber mir gefällt es. Jetzt muss ich sie nur noch finden, die Abnehmer für mein kleines Paket. Ich miete mir ein Fahrrad und bin schon nach kurzer Zeit ziemlich verschwitzt. Ich fahre zum berühmten südlichsten Punkt der USA und natürlich an Hemmingways ehemaliger Stammkneipe vorbei. Und dann sehe ich es. Hier muss es sein. Da ich meine Kontaktleute nicht persönlich kenne, darf ich mir keinen Fehler erlauben. Nicht auszudenken, wenn das Paket in die falschen Hände gerät. Ich fahre zurück zum Parkhaus und komme mit dem Auto wieder. Verstohlen blicke ich mich um. Ja, genauso wie ich es mir gedacht habe. Ich muss hier richtig sein.

 

Ein freundlicher junger Mann fragt, ob er mir helfen kann. Ich mache ein paar vorsichtige Andeutungen aber er geht nicht darauf ein. Verdammt, sollte ich mich doch getäuscht haben. Auf meine Frage, ob hier nicht noch jemand anderes arbeitet, schaut er mich nur etwas irritiert  an und verschwindet. Kurz darauf erscheint eine junge Dame und lächelt mich an. Jetzt bin ich mir 100% sicher, dass ich hier richtig bin. Und dann ist der entscheidende Augenblick gekommen, ich überreiche ihr die Geschenke aus Deutschland: Sie kriegt ein original deutsches Nummernschild inklusive Rahmen (ja, vom Mercedes-Händler meines Vertrauens) und eine Flasche Freigeist. Danke Stephan und Jörn!

 

Und wer sich jetzt fragt, was das ganze nun eigentlich soll, dem sei folgendes gesagt. In den USA und woanders natürlich auch, gibt es Kneipen oder Restaurants, die ihre ganzen Räume mit Nummernschildern, Aufklebern usw. aus aller Herren Länder schmücken. Ja, und nun ist Bo´s  Fischbratküche auf Key West nun stolzer Besitzer der oben genannten Schätze. Wer also mal herkommt sollte unbedingt reinschauen und sehen wo die Sachen geblieben sind. Ich mache noch ein paar Bilder und esse leckere Fischtaccos, dann wird es Zeit für mich zu gehen. Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Stehen.

 

Nein, Spaß beiseite. Einen hab ich noch. Im historischen Hafen liegen Fischerboote und bieten Angeltouren an. Ein Fischer spielt mit einem kleinen Gummifisch neben seinem Boot herum und fünf oder sechs große Fische (Bonitos, Barrakudas oder so), schnappen danach. Irre, die Biester sind bestimmt 1.50 Meter lang. So, jetzt aber los. Nein, noch einer: Natürlich wäre es schön gewesen, hier auf den Keys zu übernachten. Aber die Rücktour (offen) im warmen Winterwind, erst in die Dämmerung hinein und dann durch die Nacht, ist ein unbeschreibliches Gefühl: Weltklasse!!

 

When the sun goes down

Hans-Dieter Wuttke (HDW)

Hier auf Key West habe ich mein Paket abgeliefert. BO´S Fischbratküche war das Ziel.