ROUTE 66 oder NIX

Bild: Rodeo Drive, Beverly Hills, Los Angeles

Route 66 oder NIX
2015

Reisegeschichten von

HDW


Teil 7

Sometimes you get a nice room...

 

Good Morning Germany!

Wenn ich den ganzen Tag auf der Straße unterwegs war, möchte ich abends immer gerne in ein kleines, gemütliches Hotelzimmer. Das klappt leider nicht immer, aber ich versuche zumindest, etwas Passables zu finden. Hierzu hole ich mir dann, die von mir so geliebten Couponhefte, welche an Tankstellen oder den Touriinfos ausliegen. Da kann ich mir schnell einen Überblick verschaffen, was im jeweiligen Ort angeboten wird. Natürlich kann ich auch im Vorfeld über das Internet buchen, aber meistens weiß ich ja morgens noch nicht, wo ich abends bin. 

 

On the Road

Nachdem ich den Big Bend Nationalpark verlassen habe, bin ich noch bis Van Horn gefahren und habe mir ein Zimmer gesucht. Hier bin ich am Morgen zu meiner kleinen Runde über Marfa zum Big Bend gestartet. Da das Internet im letzten Hotel nicht richtig funktionierte und ich zu MCD auf den Parkplatz ausweichen musste, will ich es heute Abend aber genau wissen. Ich nehme mein Couponheft und halte nach einer guten Unterkunft Ausschau. Ein Haus am Platze wirbt mit dem Bild der Eigentümer.  Marke: "Schau mal wie seriös wir sind. Hier bist du richtig Fremder." Das ist ziemlich ungewöhnlich, normalerweise werben die Hotels eher mit Pools, renovierten Zimmern, oder dem Frühstück. Aber ich kann ja mal schauen, es sieht sehr vertrauensvoll aus. Ursprünglich hatte ich das Hotel schon gestern angedacht, aber dann bin ich vorher hängen geblieben. Mit dem bekannten Ergebnis, dass ich auf das Internet im Zimmer verzichten musste. Na, ja. Am besten fahre ich einfach mal vorbei. So groß ist dieses Van Horn nun auch wieder nicht.

 

Der Weg ist das Ziel

Bild: Route 66 oder NIX!, LA, Van Horn, Texas, HDW, Hans-Dieter Wuttke
Nach dem Start in LA bin ich jetzt in Van Horn, Texas

Hotel, oder nicht Hotel, das ist hier die Frage!

Ich mache es kurz. Ich weiß nicht woher, aber plötzlich habe ich das alte Motel von Mister Bates vor Augen. Hm. Kein Wunder, dass die mit ihrem Hochzeitsbild, oder was immer der Anlass für dieses Foto war, werben. Mit dem Hotel ziehen die keinen Hamster aus dem Laufrad. Meine Black Lady lässt den Asphalt unter den Rädern schmelzen und wir beide verdrücken uns. Ich habe eigentlich schon meinen Favoriten gefunden, aber plötzlich zieht mich eine unsichtbare Macht auf den Parkplatz vor dem nächsten Hotel. Ob das schon irgendwas mit den Außerirdischen zu tun hat, die ja angeblich nicht allzu weit von hier gelandet sein sollen? Keine Ahnung. Ich gehe zur Rezeption. Das letzte was ich jetzt brauchen kann, ist so eine alte Truckerhöhle (es sind doch keine Trucker unter meinen Lesern, oder?). Eine junge Dame sitzt dort und bei mir klingeln sämtliche Alarmglocken. Die Rezeption sieht aus, wie die Abstellkammer vom Hausmeister meiner letzten Schule (ja, ist schon lange her, macht es aber nicht besser). Wenn ich den ganzen Tag unterwegs war, bin ich irgendwann dann froh, ein Hotel gefunden zu haben und dann auch schon mal kompromissbereit. Oder einfach nur müde und faul. Egal. Trotzdem will ich nicht reinfallen. Ich frage nach dem Internet und die Dame gibt mir das Passwort. Das Netz rennt und als die Dame auch noch ein dickes Kompliment für mein Auto  platziert, werfe ich die letzten Zweifel über Bord. Ich miete ein Zimmer. Es ist ja nur für eine Nacht.

 

Innere Stimme, sprich nächstes Mal lauter!

Ich bekomme meine Schlüssel, welche ja tatsächlich nur Plastikkarten sind, und gehe zu meinem Zimmer. Nein, ich fahre dorthin, weil dieses Etablissement die Türen nach außen hat und ich mein Auto direkt vor den Eingang stellen kann. Spätestens als ich feststellen muß, dass die Tür zu meinem Zimmer offen steht und der Fernseher läuft, kann es nur noch einen Weg geben: Zurück zur Rezeption. Die junge Dame lässt sich nicht im geringsten etwas anmerken und eigentlich will ich ja meine Buchung stornieren, doch die Lady lächelt meine Bedenken einfach weg und so verlasse ich die Besenkammer, äh die Rezeption mit einem neuen Satz Schlüssel für einen anderen Raum. Aber wenn das Internet ja auch so gut ist?! Die Tür zu meinem neuen Zimmer ist noch zu und nichts deutet darauf hin, dass schon jemand diesen Raum sein eigen nennt. Ich will mich gerade an den Schreibtisch setzen (ich schreibe immer so seltsame Geschichten auf meiner Website), als ich merke, dass gar kein Stuhl vorhanden ist. Jetzt erinnere ich mich, einen kaputten, draussen unter der Treppe gesehen zu haben. "Ah, jetzt ja. Eine Insel. Lukas, da vorne ist Lummerland". Nein, ich bin nicht im Lummerland und würde ich jetzt aus irgendeinem Traum aufwachen, wäre alles kein Problem. Doch leider bin ich schon wach.


Das Beste daraus machen

Manchmal neige ich doch dazu, die Dinge etwas zu dramatisieren. Warum nicht einfach mal positiv denken? Das Zimmer ist sauber, aus der Dusche kommt warmes Wasser und mit ein paar Kissen und etwas Muskelkraft habe ich eine kleine Sitzgelegenheit vor dem Schreibtisch gebaut. Ich muss mich nur mit dem Schreiben etwas beeilen, bevor der Kühlschrank abtaut, sonst kriege ich nasse Füße. Aber das nur nebenbei. Dass das Internet funktioniert, hatte ich doch schon erwähnt. Ja, und weil das Netz so rennt, gehe ich gleich mal auf meinen Favoriten Hotwire. Ich suche doch noch etwas Angenehmes in Las Vegas. Wenn dort nicht gerade irgendwelche großen Sachen laufen, oder zufällig Spring Break ist, sind die Zimmer reichlich und günstig. Ich finde was Nettes in irgendeinen Palast, oder so. Mal sehen, was daraus wird. Es dauert ja noch ein paar Tage, bis ich da bin. In dem Zusammenhang fällt mir der Spruch von einem Schweizer ein, den ich mal im Ceasars Palace getroffen habe: "Sometimes you get a nice room and sometimes you get a schei... room"! Oder um es in meiner Muttersprache auszudrücken: Manchmal kriegste halt ein gutes Zimmer und manchmal eben nicht!

 

So long

Hans-Dieter Wuttke (HDW)