ROUTE 66 oder NIX

Bild: Welcome to Roswell, New Mexico

Route 66 oder NIX
2015

Reisegeschichten von

HDW


Teil 8

Die Spur führt nach Alamogordo

 

Good Morning Germany!

Ich habe einen heißen Tipp bekommen, um nicht zu sagen einen ganz heißen Tipp. Und dieser führt mich direkt in die Wüste von New Mexico. Ich bin auf der Suche nach einem Mann, allerdings keinem gewöhnlichen. Und ich habe eine Adresse. Jetzt muss mir nur noch mein Navi den Weg zeigen und der Rest wird das reinste Kinderspiel. Soweit zur Theorie. Unterwegs komme ich noch durch eine sehr bekannte Stadt: Roswell, New Mexico! Hier soll im Jahre 1947 ein Ufo abgestürzt sein. Da bin ich aber gespannt.

Ich muss nur den Spuren folgen, dann werde ich ihn finden. Was steht da auf der Autotür?
Ich muss nur den Spuren folgen, dann werde ich ihn finden. Was steht da auf der Autotür?

Finde das weiße Pferd

Die Adresse ist eingeben und ich folge den Anweisungen der netten Dame (ja, ich habe bei meinem Navi eine weibliche Stimme eingestellt, na und?). Alles scheint so einfach und ich bin schon fast am Ziel, da muss ich nochmal abbiegen und bin plötzlich wieder dort, wo ich hergekommen bin. Sch...öne Technik. Aber was soll ich machen? Der Mann den ich suche, muss hier oben irgendwo wohnen, aber wo? Ich bin schon langsam am Verzweifeln, als ich in einiger Entfernung eine Gestalt entdecke. Täusche ich mich, oder steht dort mit einem Mal ein alter Indianer am Wegesrand? Ich steige aus meiner Black Lady und gehe langsam auf die Erscheinung zu. Tatsächlich, da ist einer, ein waschechter Indianer. Ich überlege, wie Old Shatterhand immer die Herren Indianer in den Winnetou-Filmen angesprochen hat. Schließlich möchte ich mich nicht gleich am ersten Tag in dieser Gegend bei den Einheimischen unbeliebt machen. Ich hebe die Hand, als Geste der Freundschaft, und sage: "Hugh! Ich HDW und komme in Frieden"! Der alte Indianer blickt mit seinen stahlblauen Augen direkt in meine grau-grünen Augen und sagt. "Ey Alter, was soll das dusselige Gequatsche?" Ich bin etwas überrascht, aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und antworte ganz lässig: "HDW sucht einen weißen Mann, der hier oben wohnen soll. Hugh."  Der alte Indianer verdreht seine stahlblauen Augen und sagt: " Folge dem weißen Pferd, es wird dich an dein Ziel bringen". Dann verschwindet der alte Indianer wie durch Zauberhand und ich stehe allein auf der staubigen Wüstenstraße. Und dann, ja dann wache ich auf. Was man doch manchmal für einen Blödsinn träumt! Egal, ich stehe auf und mache mich (natürlich nach dem Frühstück, und ihr dürft dreimal raten was es Leckeres gab?) auf den Weg nach Alamogordo, New Mexico. Ich will diesen Typen finden, koste es was es wolle!

 

Bild: Sign Roswell, New Mexico

Da hinten ist Roswell, New Mexico!

Ich hatte es bestimmt schon mal erwähnt: Diese langen, einsamen Wüstenstraßen, die Sonne brennt vom blauen Himmel runter (nein, im Herbst nicht mehr so stark) und ich darf hier langfahren. Das kannst du mit Geld nicht bezahlen. Ein irres Gefühl, ich mag das einfach. Van Horn in Texas und mein kleines, schnuckeliges Hotel sind längst Geschichte. Jetzt geht es nordwärts. Zwischen dem Guadalupe Mountains National Park und Carslbad überquere ich die Grenze Texas nach New Mexico. Plus eine Zeitzone. Ist es jetzt wieder früher, oder eine Stunde später? Ach egal, es ist Samstag morgen und hier auf der Straße sind nur Black Lady und ich. Was macht da schon eine Stunde? Ein großer Coyote kreuzt plötzlich unseren Weg, aber nicht einmal die Sicherheitssysteme meines Mercedes halten es für nötig zu reagieren. Warum sollte ich was tun? Der Coyote verschwindet im Gras und ich cruise weiter. Unterwegs kommen ein paar kleine Orte, aber die Sehenswürdigkeiten sind recht übersichtlich: Ein Automuseum, das noch geschlossen hat, ein vielversprechender Grill und natürlich einige Schrottplätze. Da lohnt es sich aber, genauer hinzuschauen.

Bild: The Lucky Bull Grill, New Mexico, Mercedes-Benz

Das Museum hat noch geschlossen, aber ich lasse ein kleines Geschenk aus Deutschland da.

Endlich da: Roswell

Irgendwie, irgendwo, irgendwann, hat wohl jeder schon mal etwas von der Stadt Roswell in New Mexico gehört. Klar, da war doch die Sache mit den Ausserirdischen, den Alliens. Also nichts wie hin. Irgendwas muss doch dran sein, an den ganzen Geschichten von fliegenden Untertassen und Lebewesen von anderen Sternen aus fremden Galaxien, oder so. Wenn ich zuhause etwas lese, oder im TV sehe, dann denke ich mir: Da musst du doch mal vorbei fahren und sehen, wie das in Wirklichkeit aussieht. So war das auch mit Roswell. Jeder kennt diese Geschichten über eine UFO-Landung, über Alliens und geheime Air Force-Gelände in diesem sehr dünn besiedelten Bundesstaat New Mexico. Jetzt habe ich natürlich nicht wirklich geglaubt, dass ich gleich einen Ausserirdischen sehen würde, wurde aber positiv überrascht. An fast jeder Ecke sind die Alliens unterwegs. Also habe ich ein paar Bilder gemacht, bevor es mich weiter zieht, nach Alamogordo!

Bild: Roswell New Mexico, UFO, Mercedes-Benz C-Klasse
Erst habe ich nicht daran geglaubt, doch dann habe ich es mit meinen eigenen Augen gesehen: Das UFO und die kleinen grünen Männchen!
Bild: Mercedes-Benz C-Klasse in Roswell

Alamogordo, New Mexico

Bild: Alamogordo
Alamogordo, New Mexico: Alles kein Problem, einfach der Straße nach in Richtung der Berge.

Hartmut mein Fußballkumpel

Hinter Roswell geht es noch mal in die Berge von Billy the Kid, doch dann sehe ich das Ortschild: Alamogordo. Aber was hat mich eigentlich hier hin geführt? Angefangen hatte alles beim Fußball, kurz vor meinem USA Trip. Mein Kumpel Hartmut, mit dem ich montags in Garlstedt immer dem runden Leder hinterher renne, meinte, dass er Verwandte in New Mexico hat. Ja, und die solle ich doch mal besuchen, wenn ich schon in der Gegend bin. So sein Vorschlag. Ich war keineswegs überzeugt, zumal ich nun nicht unbedingt der Typ bin, der fremde Leute besuchen möchte, die er gar nicht kennt. Doch bereits am nächsten Tag hatte ich eine Einladung aus New Mexico im Postfach. Ein Matthias hatte mir geschrieben, dass er und seine Familie sich freuen würden, mich kennen zu lernen und ich solle doch vorbei kommen, wenn ich in der Nähe bin. Ich war mir zwar immer noch nicht sicher, aber der von Matthias in Aussicht gestellte Besuch auf einem Schrottplatz, inklusive Nummernschildsuche, haben mich dann doch restlos überzeugt. Da musste ich unbedingt hin. Und jetzt bin ich in den Hügeln von Alamogordo und fahre hier zwischen den fast mannshohen Wüstenbüschen rum. Mein Navi schickt mich im Kreis und ich suche das Haus von Matthias. Das ganze kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich halte nach jemanden Ausschau, der mir helfen kann. Dann sehe ich ihn. Es ist ein Roter und er steht ganz allein an der staubigen Wüstenstraße. Nein, kein Indianer, sondern ein roter Van.  Na, da wollen wir doch mal sehen, wer drin sitzt.

 

Ist das Leben nicht wunderschön?

Ich halte neben dem Wagen an und weil es warm ist, haben wir beide das Seitenfenster schon unten. Ein älterer Herr sitzt am Steuer und lächelt mich an: " Hey mein Freund, wie geht es Dir? Ist heute nicht ein toller Tag?" Ich sollte ja langsam diese Freundlichkeit gewohnt sein, aber sie überrascht mich dann doch immer wieder. Ich stimme dem Mann zu und ja, mir geht es gut. Bevor ich zu meinem eigentlichen Anliegen kommen kann, fängt mein neuer Autonachbar schon wieder an zu reden:   "Ich bin so glücklich, schau mal, ich habe Besuch. Meine beiden Enkelkinder sind hier!" Er zeigt auf die Rückbank und erst jetzt sehe ich die beiden kleinen lachenden Kinder. Sie winken zu mir herrüber. Ich winke zurück und mein neuer Freund legt gleich wieder nach: "Ist das Leben nicht wunderschön?" Ich kann nichts Gegenteiliges behaupten und stimme erneut zu. Dann nutze ich eine kleine Atempause seinerseits und bringe endlich mein Anliegen vor: "Ich suche einen Freund, der hier in der Gegend wohnen soll, aber mein GPS schickt mich immer im Kreis". Ob er mir wohl helfen kann? Mein Kumpel grinst jetzt noch breiter: "Ist wohl neu hier in der Gegend, dein Freund?" "Ja, ich denke schon." "Dann fahre mir mal hinterher. Ich zeige dir den Weg". Grinst, winkt und gibt gemächlich Gas. Als er dann den Arm aus dem Fenster hält, denke ich, dass ich mein Ziel gefunden habe und biege ab. Ich steige aus und mir kommt alles ein wenig spanisch vor, hier soll also Hartmut sein Neffe wohnen? Eine bekannte Stimme reißt mich aus meinen Überlegungen: "Hey Freund, hier doch nicht, du sollst mir weiter folgen"! Der freundliche Herr ist zurück gekommen, weil ich sein Winken falsch gedeutet habe. Weiter folgen, hieß es. Nicht abbiegen. Ja, und dann ist es soweit: Ich sehe

das weiße Pferd

Ein wahnsinns Anblick. Mitten in der Wüste von New Mexico, ein tolles Haus und davor weht die bekannte Fahne von Niedersachsen. Wow. Jetzt bin ich mal gespannt, wer hier wohnt.


See you next week im Weißen Rössl

Hans-Dieter Wuttke (HDW)