Hawaai Five-0 (Day 7)

oder                                                                                                                                                wie ich durch die Wüste nach Hawaii fuhr

Jeder Braking Bad-Fan weiß natürlich, was es mit diesem Ort auf sich hat. Ich war jedenfalls richtig stolz hier zu stehen. Walter White hat hier im Film auf den Mann gewartet, der ihn in aus seiner Heimatstadt in ein sicheres Versteck bringt.

Day 7
Hawaii Five-0
Truth or Consequences – Albuquerque - Flagstaff


Good Morning Germany!
Der warme Wüstenwind hat mich geweckt, weil er an den Fenstern rüttelt. Ich will ja nicht langweilig werden, aber ich habe Hunger und deswegen gehe ich Frühstücken. Überraschung: Eine Hochzeitsgesellschaft von gestern Abend packt im Frühstücksraum Geschenke aus. Die Karten werden laut vorgelesen und alle bekommen ein Küsschen von der Braut. Nein, ich nicht, ich habe ja nichts geschenkt. Ein Waffeleisen gibt es hier nicht, dafür eine Pfannkuchenmaschine. Ich brauche nur den Knopf zu drücken und nach zwei Minuten purzeln zwei große Pfannkuchen heraus. Da wickele ich ein paar Würstchen und Speck rein, dazu Honig und es kann losgehen. Lecker. Beim auschecken ist wieder der junge Typ von gestern Abend an der Rezeption. Ja, wenn sie dich erst mal am Arsch haben, mit so einer schönen Wochenendschicht, dann haben sie dich richtig. Aber das soll nicht mein Problem sein. Heute will ich Heisenberg besuchen. Wen, was? Keine Ahnung? Nie gehört?
Macht nichts, ist ein kleiner Insider. Für alle denen die Kultserie „Braking Bad“ etwas sagt, brauche ich sicher nicht weiter auszuholen. Für alle anderen hier die Kurzform: Ein biederer Chemielehrer entwickelt sich zu einem rücksichtslosen Drogenboss. Und das ganze spielt sich natürlich in dem schönen Albuquerque, New Mexico ab.

 

Bild: A1A Carwash Walter White
Im Film heißt die Waschstraße A1A Carwash

Have an A1 day

Anfangs fanden das die Menschen dort gar nicht lustig, dass ihre nette Stadt mit Drogen und Verbrechen in Zusammenhang gebracht wird, doch mittlerweile sehen sie das auch positiv. Die Wüstenstadt kannte nämlich früher fast niemand und jetzt ist sie durch die Serie
weltbekannt geworden. Die Leute kommen von überall her ( ja auch aus Buschhausen) und wollen die Originalschauplätze sehen. Als erstes fahre ich zur Waschstraße von den Whites und lasse den staubgrau gewordenen Night Hawk durchlaufen. Ich habe noch nie so viele Menschen in einer Waschstraße gesehen. Irre, wie die Ameisen arbeiten sie an meinem Auto.

 

Fans aus Canada

Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, hier Walter  White zu treffen. Wenn aber, unter uns gesagt,  mir seine Frau Skyler das Geld abgenommen hätte und mir "Have an A1 day" gewünscht hätte, wäre ich nicht traurig gewesen. Aber das Leben ist nun mal kein Streichelzoo und so muss ich mit einer jungen Dame als Kassiererin vorlieb nehmen. Na ja, macht auch nichts. Es ist ein klasse Gefühl hier zu sein. So sieht das auch ein junges Pärchen. Sie sind ganz aus Canada mit dem Auto hergekommen (ein deutsches Modell), natürlich nur  wegen Braking Bad. “So lange haben wir gewartet und jetzt sind wir endlich hier”. Wir schnacken noch ein  wenig, während unsere Autos gewaschen werden, dann trennen sich unsere Wege. Denke ich jedenfalls. Am Haus von Walter White treffe ich sie wieder. Zusammen mit einigen anderen Kids stehen sie auf der Straße und machen Bilder. Natürlich will ich auch eins. Die jetzigen Bewohner finden den Rummel selbstverständlich nicht so toll. Und wenn ganz „wilde“ Fans, wie im Film eine Pizza auf´s Dach werfen, ist der Spaß vorbei. Auch heute stehen wieder zwei Polizeiwagen in der Straße, aber anscheinend haben sie einen anderen Auftrag. In der Garage von Walter steht jetzt ein Bremer. Ein schöner weißer GLK. Da freue ich mich aber richtig. Heisenberg fuhr, glaube ich, einen schwarzen Camaro, oder so. Ja, und die andere alte, häßliche Gurke.

Bild: Haus von Walter White in Braking Bad
Das Haus von Walter White in Braking Bad (das Bild musste unbedingt sein)

Da geht noch was

Die Kanadier fragen mich, wo ich noch hin will und  ehrlich gesagt, hatte ich mir keine weiteren Orte vorher herausgesucht. Sie wollen noch zu der Stelle, an der  Walter seine Heimatstadt verlässt und auch dem  letzten Serienjunkie klar wird, dass Geld allein tatsächlich nicht glücklich macht. Der junge Mann hat alles im  Smartphone gespeichert und bietet mir an, ihm zu folgen. Gesagt getan. Es ist tatsächlich nicht weit und während ich ihnen hinterher fahre, sehe ich etwas unter seinem Auto schleifen. So wird das in Deutschland aber nicht serienmäßig verbaut, auch nicht bei unseren Mitbewerbern. Am Ziel spreche ich ihn darauf an und er wird etwas rot. „Ja, wir waren gestern im Grand Canyon und sind Off Road gefahren. Mit einem VW Jetta“? Er krabbelt unter das Auto und holt ein Verkleidungsteil hervor und bedankt sich bei mir. Dann wieder Fotoshooting und unsere Wege trennen sich endgültig.

 

Bild: Sandsturm auf dem Highway
So sieht ein Sandsturm auf dem Highway aus

Route 66 mit Sandsturm
Von Albuquerque nehme ich die Interstate 40 nach  Flagstaff und bin somit auf der guten alten Mother  Road: The Route 66. Die alte Straße ist nur noch   teilweise erhalten, aber immer wieder gibt es Hinweisschilder auf die originale Strecke. Dann fährt man eben vom Highway ab und irgendwann wieder rauf. Oder auch nicht. Up to you. Hier sind naturgemäß auch die Biker unterwegs. Mit ihren dicken Harleys cruisen sie in den Sonnenuntergang. Wie Sonnenuntergang? Es ist doch erst Mittag. Was ist denn da los? Jetzt kommen mir die Warnschilder in den Sinn, die hier  zwar schon öfter gesehen, aber nie richtig  beachtet habe. Vor mir ist kein außerplanmäßiger Sonnenuntergang, sondern ein handfester Sandsturm. Oh Mann, das wird heftig. Habe ich schon erwähnt, dass ich manchmal ganz gerne in einem geschlossenem Auto sitzte? Der Sand fegt über den Highway und die Sicht geht gen Null. Aber nach kurzer Zeit ist der Spuk vorbei. Allerdings nur bis zum nächsten Mal. Ich habe sie nicht gezählt, aber es waren etliche. Immer mal wieder dort, wo es für den Wind gerade günstig ist, nimmt er einen Haufen Sand mit aus der Wüste und bringt ihn woanders hin. Wenn mein Auto schon so aussieht, wie geht es denn erst den Motorbikes? Da gibt es heute Abend aber was zu putzen. Irgendwann muss ich tanken und fahre ein Stück alter Mother Road. Als ich aussteige, in kurzer Hose und Flip Flops, überkommt mich so ein komisches Gefühl. Tatsächlich, ich friere. Es ist hier saukalt. War es bei Waler White noch um die 30 Grad, kann ich hier gefühlt Schlittschuh laufen. Weil ich, ob der neuen Situation etwas unsicher bin, rufe ich lieber zu hause in Deutschland an: Glück gehabt, meine Frau geht ans Telefon.
Auf meine Frage, was ich jetzt machen soll, meint sie, dass ich die Flip Flops anbehalten darf, aber ich soll mir meinen warmen Pullover anziehen und mir blos keine Erkältung holen. Wird gemacht. Ist doch toll so ein Telefonjoker. Der Highway führt durch eine klasse Gegend und wenn nicht gerade Sansturm ist, kann man auch echt weit sehen.

 

Flagstaff Arizona
Ich habe New Mexico verlassen und fahre wieder in Richtung der Westküste. Ich bin zurück in Arizona, der Heimat des weltberühmten Grand Canyons. In Flagstaff suche ich mir ein Hotel. Ich fange vorne in der Stadt an, aber leider wollen die hier über 100$ pro Nacht haben. Ich  habe zwar noch mein Coupon Heft, aber die Hotels da drin sind wohl weiter hinten in der Stadt. Und außerdem will ich es mal  wissen, ob das Heft es eigentlich wirklich bringt. Beim zweiten Hotel sage ich der Dame an der Rezeption, dass mir das Zimmer leider zu teuer ist. Oh, kein Problem, sie haben noch Angebote. Was könnte ich den aufbringen? Sie schaut herunter auf meine Flip Flops und dann wieder hoch in mein Gesicht. Wahrscheinlich denkt sie, wenn der Rasenmäher eine Nacht draussen bleibt, könnte ich im Schuppen übernachten. Ich erwähne meine Coupons und sie nimmt mir das Heft aus der Hand. „Ach toll, da ist ja auch einer von uns drin. Da können sie das Zimmer für 55$ kriegen.“ Ist doch  klasse, angefangen bei 109$ plus Tax (Steuern) und jetzt kann der Rasenmäher auch noch im Schuppen bleiben.


Good Night John Boy
Hans-Dieter Wuttke (HDW)