Route 66 oder NIX
2015
Reisegeschichten von
HDW
Teil 5
El Paso Texas
Good Morning Germany!
So, und wer jetzt noch nicht genug Kunst hatte, der kriegt auch noch etwas Kultur dazu:
Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat. (Giovanni Boccaccio).
Vielen Dank Hartmut.
In Texas darf man alles!
Als ich das große Schild "Welcome to Texas" sehe, kann ich nur mit etwas Mühe und in Anspruchnachme einiger Sicherheitssysteme meiner Black Lady, die Ausfahrt noch kriegen. Es ist schon toll, was
so ein Auto alles kann. Ich gehe richtig in die Eisen (das habe ich mal bei einem Mercedes-Benz Driving
Event gelernt) und der Sicherheitsgurt spannt sich automatisch über meine Brust. Der Warnblinker nimmt seine Arbeit auf (damit die nachfolgenden Fahrer wissen, dass HDW jetzt
etwas spontan abbiegen möchte) und schon stehe ich vor dem Schild. Mensch, das war ja doch ganz einfach. Jetzt möchte ich natürlich auch ein schönes Foto mit mir und dem Schild. Da kommt ein Typ
mit so einem großem Hut (so ein Stetson, wie Hamilton ihn nach dem Sieg in Texas bekommen hat) und ich spreche ihn an. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich über die Leitplanke klettern darf und
mich dort direkt am Highway unter das Schild stellen kann. Oder gibt es dann eventuell Ärger? Antwort: " Du bist hier jetzt in Texas, da darfst du alles!" Jo, klasse und dann macht der freundliche Cowboy auch noch ein Bild von
mir. Texas ick liebe dir.
Darf man in Texas auch Cops beim Knutschen stören?
Auch Frauen haben manchmal Durst und so fahre ich mit der Black Lady an die Tanke. Zufällig ist hier auch ein Truck Stop und somit ordentlich was los. Ich hole mir ein paar dicke, fettige
Chickenteile und stelle mich etwas abseits auf dem Parkplatz. Ich bin so vertieft in mein gesundes Mittagessen, welches hier Lunch heißt, dass ich erst gar nicht bemerke, wie neben mir ein Auto
hält. Es ist ein Texas State Trooper, also ein Polizeiwagen. "Nee, nee mein Junge, die paar Chicken reichen mal gerade
für mich, ich hatte den ganzen Tag noch nichts. Sorry Officer, aber die esse ich allein". Ich lege mir schon eine eine Antwort zurecht, falls er mich anspricht. Doch der junge Cop hat mich gar
nicht bemerkt, sondern nur Augen für eine ebenfalls junge, aber auch noch verdammt hübsche Dame, die quer über den Parkplatz auf uns zu kommt. Ach so läuft der Hase. Er steigt aus und schon hängt
sie an seinem Hals. Die beiden sehen mich immer noch nicht und deshalb habe ich das Gefühl, mich bemerkbar machen zu müssen. Nicht, dass ich nachher als Spanner verhaftet werde. Keine Ahnung wie
so etwas in Texas gehandhabt wird. Will ich aber auch nicht wissen.
Ist das Auto nicht zu schmutzig?
Vorsichtig mache ich meine Autotür auf und steige langsam aus. Ich will die beiden ja nicht erschrecken. Doch zu spät, die Dame lässt ihren Adonis sofort los und er sieht auch nicht gerade
glücklich aus. Jetzt stehen wir da und schauen uns an. Die Lady ist wohl der Meinung, dass wir Männer das unter uns ausmachen müssen (wo ist eigentlich mein Revolver?) und verschwindet.
Damit das hier nicht irgendwie peinlich wird, ergreife ich, mit der mir eigenen norddeutschen Bescheidenheit, das Wort. "Howdy Officer, knutschen im Dienst, wo kann ich mich bewerben?" Nein, habe
ich natürlich nicht gesagt und der Typ ist auch ganz freundlich. Ich frage ihn, ob wir nicht ein paar Fotos machen können und er will noch abwiegeln. Nein, sein Auto sei zu schmutzig und
ausserdem, wofür will ich denn die Fotos haben? Doch irgendwie kommt er jetzt aus der Kiste nicht mehr raus. Er willigt ein und fragt sogar noch, wo er seinen Wagen hinstellen soll. Wenn das sein
Chef wüsste, erst knutschen und dann noch Touristen fotografieren. Und das alles im Dienst. Aber was habe ich heute gelernt? In Texas darfst du alles!
See you next year in Texas
Hans-Dieter Wuttke (HDW)