Route 66 oder NIX!
2015
Teil 99
The End
Reisegeschichten von
HDW
Good Morning Germany!
Die Sonne geht wieder über der Wüste auf, so wie sie es jeden Morgen macht. Heute ist es jedoch anders als sonst: Ich werde nämlich meine kleine Suite in Las Vegas räumen. Schade. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein, mit dem Luxusleben. Nicht, dass ich mich noch daran gewöhne. Bis 11 Uhr muss ich die Bude geräumt haben und ich will auch gar nicht früher raus. Also nutze ich die Zeit und buche noch schnell über das Internet ein Hotel in LA. Es wird die letzte Übernachtung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein, bevor ich zurück nach Deutschland fliege.
Excuse me, Sir!
Oder: Da wäre aber noch eine Kleiningkeit!
Da die Technik auch vor Las Vegas nicht Halt macht (Ha, ha), kann ich mir meinen aktuellen Kontostand natürlich auf einem der großen Bildschirme in meinem Zimmer ansehen. Das ist vor dem auschecken vielleicht gar nicht so blöd, denke ich mir. Und siehe da, ach du Schreck, es haben sich doch so ein paar Nebenkosten angesammelt. Gut, die 3$ für Telefongespräche sind nicht schön, aber zu verschmerzen. Auch die Resort Fee, also die vor Ort zu bezahlende Extrasteuer, war mir vorher bekannt. Nein, das ist es nicht was mich stört. Ich habe auf meiner Rechnung für insgesamt 19$ Erfrischungen drauf. Hoppala. Ok, erwischt. Ich gebe es hiermit zu. Ich habe, wenn ich von meinen Ausflügen zurück ins Hotel gekommen bin, immer ganz schön lange geduscht. Obwohl ich natürlich weiß, dass das Wasser hier in der Wüste knapp ist, aber gleich so viel Geld dafür? Ich gebe zu, ich bin etwas irritiert.
Ja, ja, die Minibar
Dann dämmert es bei mir langsam. Da war doch was mit der Minibar. Hatte ich da nicht irgendwas gelesen? Ah, jetzt ja. Mir fällt es wieder ein. Ich sagte es ja schon: Die Technik. Was bei jeder kleinen Pension in Wernigerode längst Standard ist, gibt es nun auch in Las Vegas. Die MInibar und das dazugehörige kleine Regal (mit Erfrischungen in roten Kartons) sind elektronisch gesichert. Das bedeutet nichts anderes als das, wenn ich etwas entnehme, geht der dafür angesetzte Betrag automatisch auf meine Rechnung. In meinem Fall waren es zwei rote Kartons die ich als Unterbau für meine Camera benutzt habe. Tja, einmal aus dem Regal genommen, schon sind sie auf der Rechnung. Und ich wollte erst den ganzen Kühlschrank leer machen, um meine Getränke dort drin zu kühlen. Mensch, das wäre aber teuer geworden. Wie auch immer, die Erfrischungen habe ich ungeöffnet zurück gestellt und ein Anruf beim zuständigen Menschen lässt den Betrag, nebst den lächerlichen Telefongebühren, von der Rechnung verschwinden. Ganz einfach, wie bei David Copperfield. That's LAS VEGAS!
Back on the Road
Meine Black Lady steht in der Tiefgarage und kann es kaum erwarten ans helle Tageslicht zu kommen. Also die Koffer reingeschmissen und ab geht die Post. Ich habe pünktlich um kurz vor 11.00 Uhr am Bildschirm ausgecheckt. Mit schwerem Herzen und leichter Geldbörse verlasse ich den Palazzo und mache mich auf den Weg zurück nach Los Angeles. In ungefähr vier Stunden und ein bisschen, sollte ich zurück am Ausgangsort meiner tollen Reise sein. Mein Road Trip neigt sich doch tatsächlich dem Ende entgegen. Wer hätte das jemals für möglich gehalten?
Bye, bye Las Vegas
Morgen geht mein Flieger zurück nach Frankfurt. Aber bis es soweit ist, stehen noch ein paar Dinge auf meinem Zettel. Als ich das letzte Mal mit meinem Sohn hier in der Gegend war, war kein Outlet Center vor uns sicher. Diesmal habe ich nicht so den Drang in diese Shoppingtempel zu gehen. Aber was tut man nicht alles für die Familie zuhause. Ich habe auch noch ein paar deutsche Nummernschilder, die ich an den Mann, oder die Frau bringen will.
Back in LA
Es ist schon dunkel, als ich nach zwei wirklich schönen Wochen, wieder zurück in Los Angeles bin. Muss ich extra erwähnen, dass ich mich trotz Navi noch mal verfahren habe? Ach, geschenkt. Im Hotel angekommen, treffe ich gleich auf einen Deutschland-Fan. Der Herr an der Rezeption ist begeisterter Auto-Liebhaber und seine Lieblingsmarke ist Mercedes-Benz. Ich bin begeistert. Er spricht auch etwas Deutsch und wir beide sind sofort auf einer Wellenlänge. Seine Freundin (sie wartet darauf, das ihr Schatz endlich Feierabend machen kann) verdreht nur die Augen, als wir über deutsche Autobahnen und coole Daimler reden. Mein letztes Nummernschild findet so einen würdigen neuen Besitzer und etliche lokale TV-Sender lassen sich die feierliche Übergabe nicht entgehen. CNN hat sogar einen Hubschrauber geschickt, der während der Zeremonie die ganze Zeit über dem Hotel gekreist ist (ja, das ist ein Scherz!).
End of Trip: Santa Monica
Nicht nur die Route 66 ist hier am Santa Monica Pier zu Ende. Nein, auch mein kleiner Ausflug in die Botanik nähert sich dem unausweichlichen: Ich muss, darf, will heute zurück nach Deutschland. Ich gehe noch einmal auf den Steg hinaus und genieße die warme Sonne auf meinem Gesicht. Will ich wirklich weg? Ach klar, die Familie wartet (auf die Geschenke) und ich freue mich natürlich auf meine Lieben. Deshalb wird die Route 66 oder Nix! Tour 2015 hiermit offiziel beendet. Vielen Dank an alle, die mich auf diesem Wege begeitet haben und immer dran denken: Wenn bei uns das Wetter trübe und kalt ist, sind hier in Süd-Kalifornien auch gerne mal weit über 20 Grad und 8 bis 10 Stunden Sonnenschein am Tag! Ach ja, bevor ich es vergesse: Die Highwaytaugliche Route 66 Sonnenbrille war genau das, was ihr Name schon sagt: Absolut Highwaytauglich!
PS:
Ein kleiner Gefallen
Am Ende möchte ich noch etwas loswerden, was mir auf dieser Reise sehr wichtig war. Eines der Nummernschilder, welches jetzt irgendwo in der Wüste von New Mexico zuhause ist, hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Hier hat, unter anderem, jemand unterschrieben, den ich persönlich leider nie kennengelernt habe. Aber Heinz, so sein Name, war genau wie ich, sein ganzes Leben ein großer Amerika Fan. Der Plan war eingentlich, dass ich das Schild an allen Orten fotografiere und Heinz auf diesem Wege mitreist. Leider ist er dann bereits am 2. Tag meiner Reise verstorben und konnte diesen Road Trip nicht bis zum Schluss mitfahren.
Deshalb hier in memoriam...
Und nun, das Ende naht, und so seh ich den letzten Vorhang. Mein Freund, ich sag es klar, ich tat mein Ding aus Überzeugung. Ich lebte ein volles Leben, bereiste viele Highways , und mehr, viel mehr als das,
i did it my way...
And I did it my way
Hans-Dieter Wuttke (HDW)