Route 66 oder NIX
2015
Reisegeschichten von
HDW
Teil 14
Death Valley
Good Morning Germany!
Good Morning Death Valley!
Egal ob die Black Lady jetzt gewaschen ist, oder nicht, wir fahren in die Wüste. Im Sommer gibt es hier Temperaturen, denen das Tal des Todes seinen Namen verdankt. Es ist schließlich einer der
heißesten Orte auf unserer Erde. Jetzt im November ist das Wetter aber total entspannt. "Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und Black Lady ist grau". Nee, komm Junge, jetzt mal ernst
bleiben. Ok, ok. Also, es weht zwar ein kühler und etwas heftiger Wind, aber wie gesagt, die Sonne scheint!
Sun is shining...
Da ich heute Abend wieder in Las Vegas (ja immer noch im Palazzo) sein will, werde ich nicht alle Höhepunkte des Valleys schaffen. Muß ich ja auch nicht. Würde ich hier auf einem der kleinen Campingplätze übernachten (was ich aber in der C-Klasse nicht möchte), würde das Ganze anders aussehen. Aber so fahre ich nachher irgendwann wieder zurück nach Zockertown und mache es mir in meiner Suite gemütlich. Jo, und deshalb wird es letzten Endes wieder so sein, wie es immer im Leben ist: Ich kann nicht alles sehen und alles machen, irgendwas muss ich mir ja auch noch für die nächste Reise überlassen. Also einfach nur fahren und freuen!
Wo ist denn jetzt das Death Valley?
Was ich immer schön finde, ist ein Bild vor, oder hinter einem Schild. Dann kann man später auch noch mal nachvollziehen, wo man eigentlich gewesen ist. Logisch. Ich habe es auch schon oft gehabt, dass ich im Nachhinein dachte: „Warum hast du dieses Foto eigentlich gemacht?“ Die Berge, die in Wirklichkeit wahnsinnig toll aussehen, kommen auf einem Bild dann gar nicht mehr so gut rüber.
Einsatz in Death-Hattan
Aber hier steht ein Schild und ich fotografiere. Klasse. In dieser Gegend ist nicht viel los und deshalb erschrecke ich mich auch, als ich hinter mir plötzlich ein Geräusch höre. Ich blicke mich
um und neben mir steht mit einem Mal ein großer weißer Geländewagen mit einer Lichtorgel auf dem Dach. Als das getönte Seitenfenster nach unten fährt, blicke ich in die verspiegelte
Sonnenbrille eines Polizisten. In der Mittelablage stehen zwei Flinten und mir fällt dieser Satz ein: Ich bin klein, mein Herz ist rein! Warum ich gerade das denke, weiß ich auch nicht. Der Cop
fragt mich, ob alles in Ordnung ist und ich hebe den Daumen. Damit er weiß mit wem er es hier zu tun hat, gebe ich mich als deutscher Touri zu erkennen, der gerne diese schöne Gegend
fotografiert. Das hat zur Folge, dass der nette Mensch in Uniform aussteigt und mir meinen Fotoapparat mit den Worten abnimmt: „Okay, dann lass uns jetzt mal ein paar richtige Bilder machen“. „Na
gut, aber dann vor deinem Auto,“ erwidere ich. Daraufhin beugt er sich ins Auto und schaltet die Lichtorgel wieder an. Ja, und so bin ich zu einem meiner Lieblingsbilder gekommen. HDW im Death
Valley mit einem schönen weißen Police car. Wir schnacken noch ein bisschen, über die doch noch recht kühlen Temperaturen an diesem Morgen (yeah, it´s f…ing cold this morning) und dann trennen
sich unsere Wege wieder.
Wow: A brand new C-Class
Das wichtigste Schild im ganzen Tal ist natürlich dieses hier. Es sieht ziemlich neu aus und es gibt jede Menge Platz zum Parken. Natürlich will ich ein paar schöne Fotos machen. Gerade als ich
die Black Lady beim Schild postiert habe, kommt ein Schulbus aus Salt Lake City auf den Parkplatz. Da kann doch bestimmt eines der Kinder ein Bild von mir machen, denke ich. Doch als die Türen
aufgehen, sehe ich nur Menschen, die ihre Schulzeit bereits vor einigen Jahrzehnten beendet haben. So wie ich. Der Mercedes scheint manchen von ihnen sehr zu gefallen. Wie eventuell schon mal
erwähnt, gibt es hier in Amerika Gegenden, da sehe ich manchmal den ganzen Tag keinen Wagen mit dem Stern. Das Death Valley ist zum Beispiel so ein Ort. Eine der Damen aus dem Bus kommt auf
mich zu und dann platzt es aus ihr heraus: „Wow, a brand new black C-Class. I love this car!“ Das ist schon mal wichtig: Sie ist in das Auto verknallt und nicht in den Fahrer. Sehr gut. Ich will
schließlich nicht in Schwierigkeiten kommen. Aber es ist schon ein tolles Gefühl, dass das Auto so gut bei den Leuten ankommt. Natürlich werden jetzt noch Fotos geschossen und auch ich kann mich
in Pose stellen. Dann verabschieden wir uns voneinander und die halbe Busbesatzung winkt mir nach. Och, ist das schön. Wenn das so weitergeht, kenne ich bald mehr Leute im Death Valley, als in
Deutschland.
Mein Freund der Goldsucher
Mein erstes Ziel ist der Aussichtspunkt Dantes View und ich habe noch einige Meilen vor mir. Unterwegs habe ich wieder mal das Gefühl, dass ich anhalten muss um ein paar Bilder zu machen. Ich
verlasse die Straße und fahre in einen Seitenweg. Black Lady wird in die richtige Position rangiert und ich knipse drauf los. Das gute am Autofotografieren ist, dass es von dem Fotomodel keine
Widerworte gibt. Ich stelle die Lady hin und gut. Sie muckt nicht und sie redet nicht. Rundherum nur der Wind der durch die Gegend weht und ich. Doch das scheint sich zu ändern. Aus den Bergen
kommt ein blauer Pick UP den Schotterweg herunter und zwar genau auf mich zu. Wer wird das wohl sein? Da scheint sich an diesem frühen Morgen noch jemand für mich zu interessieren. Wieder das
gleiche Spiel: Die Scheibe fährt herunter und ich blicke in eine verspiegelte Sonnenbrille. Ha, aber jetzt habe ich meine schönen highwaytauglichen Gläser auch auf. Im Pick Up sitzt ein älterer
Herr und grüßt mich freundlich. Wieder gebe ich mich als deutscher Foto-Touri zu erkennen und kriege gleich einen besonderen Tipp von meinem Gegenüber. Wenn ich richtig tolle Bilder machen will,
dann brauche ich nur den Schotterweg hoch auf den Berg fahren. Da sind ein paar seiner Kumpels beim Goldsuchen. Die alte Miene dort oben, taugt garantiert als cooles Fotoobjekt. Tja, klasse Idee,
aber leider habe ich keinen Geländewagen und mit der Black Lady möchte ich dort eher nicht hochfahren. Dann kommen wir noch auf die Attentate von Paris zu sprechen und mein neuer Kumpel zeigt mir
seine Pick Up-Bordbewaffnung. Ein Gewehr und eine Pistole kann er vorweisen und er würde nichts lieber tun, als sich mit so einen Typen aus Paris mal in Ruhe zu unterhalten. Am liebsten hier in
den einsamen Bergen.
Dantes View
Hier im Death Valley gibt es natürlich eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten. Ich beschränke mich auf ein paar davon, wobei Dantes View wohl einen der spektakulärsten
Ausblicke zu bieten hat. Die Straße windet sich den Berg hoch und oben angekommen, ziehe ich erst einmal noch eine Jacke drüber. Dann genieße ich diese grandiose Aussicht. Weit unter mir liegt
irgendwo mit Badwater der tiefste Punkt der USA. Wie gesagt, es würde mich schon reizen, hier mal ein paar Tage zu verbringen. Bisher war das Death Valley immer nur eine Durchgangsstation für
mich. Aber es macht richtig Spaß. Fahren, träumen, ab und zu mal anhalten, ein wenig rumrennen und ein paar Bilder schießen. Was will ich mehr.
Fata Morgana?
Ich bin schon wieder auf dem Weg nach Vegas, als mir irgendwas auf der Straße entgegenkommt. Nein, ein Auto ist es nicht, aber was eiert denn da, mitten auf dieser leeren Straße, auf mich zu? Ich kann die Silhouette einfach nicht einordnen. Auto, Tier, Mensch, Fata Morgana? Nichts passt! Ich gehe vom Gas und rolle langsam weiter. Dann, hinter dem nächsten Hügel, kann ich sie erkennen. Es ist eine alte Dame. Sie schiebt ein kleines Klapprad, mit mindestens 100 Plastiktüten dran, mit der einen Hand und winkt mit der anderen. Kein Wunder, dass ich diese seltsame Silhouette nicht einordnen konnte. Die Lady sieht ziemlich mitgenommen aus und ich halte mit etwas Abstand neben ihr. Sie hat sich verlaufen und möchte von mir wissen, in welche Richtung sie gehen muss, damit sie zurück in die Stadt kommt. Die Antwort ist ziemlich einfach: Da wo ich herkomme, ist weit und breit kein Ort, geschweige denn eine Stadt. Also muss die Dame umdrehen und zurück gehen. Sie bedankt sich und schiebt ihr Rad jetzt in die andere Richtung. Ganz wohl ist mir nicht dabei, die Frau allein zurück zu lassen, aber ins Auto will ich sie auch nicht nehmen. Kurz darauf kommt mir ein Polizeiwagen entgegen und ich bin etwas erleichtert.
Back zum Palast
Dann ist es soweit und mein kleiner Tagesausflug ins Tal des Todes neigt sich dem Ende zu. Ich komme zurück nach Las Vegas und zurück zu „meinem“ Palast. Ich gebe zu, das gefällt mir. Die Black
Lady kommt in die Tiefgarage und ich fahre nach oben. Sofort freue ich mich wieder über die tolle Aussicht. Leider ist die Aussicht irgendwie nicht mehr so gut wie heute Morgen. Aber egal, jetzt
will ich erst mal ordentlich was essen. Irgendwo in diesem Casino-Gewimmel soll es einen Chinesen geben. Da will ich hin!
Good Night John Boy
Hans-Dieter Wuttke (HDW)